Öffentliches Stillen
Bisher 150 Stillsiegel-Orte
(02.08.2024) Das vor einem Jahr initiierte Stillsiegel für stillfreundliche Orte haben bisher 150 Lokale, Geschäfte und weitere öffentlich zugängliche Räume in Österreich erhalten. Dass es notwendig ist, sichere Plätze für stillende Mütter auszuweisen, zeigen Erhebungen des heimischen Babyartikelherstellers MAM. "Es ist wirklich erschreckend, dass eine von zehn Frauen in Österreich nicht in der Öffentlichkeit stillt", sagt MAM-Marketing-Managerin Sabrina Krejan im Gespräch mit der APA.
Weltstillwoche
Europaweit sei es noch dramatischer, "da sind es 25 Prozent", erläutert Krejan zu der Online-Umfrage, an der sich in 13 europäischen Staaten insgesamt 5.478 Mütter beteiligt haben, 455 in Österreich. Gründe seien, dass sich stillende Mütter unwohl fühlen und Blicken ausgesetzt sind, berichtet sie anlässlich der derzeitigen Weltstillwoche. "Wir haben auch herausgefunden, dass es nicht nur Blicke sind, sondern auch Anfeindungen und ganz negative Kommentare", sagt Krejan.
Anfeindungen und beleidigende Kommentare
"Die Brust in einem Restaurant herzuzeigen sei unappetitlich", heißt es in einem der Berichte in der freien Antwortmöglichkeit der Umfrage. "Ein Kellner kam zu mir und fragte: Können Sie ihr Kind nicht am Klo stillen?" und "In einem Café wurde ich hinausgeschmissen", waren weitere Erfahrungen. "Ein Mann fragte mich, ob er auch mal ran dürfe", berichtet eine andere Frau.
47% berichten von Anfeindungen
Grundlage für die Umfrage in 13 Ländern war eine große Erhebung im deutschsprachigen Raum im Vorjahr, erinnert Krejan. Zwei von drei der mehr als 6.400 befragten Mütter in Österreich, Deutschland und der Schweiz haben dabei angegeben, dass sie bereits schlechte Erfahrungen beim Stillen im öffentlichen Raum gemacht haben. Die aktuelle Erhebung zeigt ein ähnliches Stimmungsbild: 39 Prozent der Mütter fühlen sich beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl, 47 Prozent berichten von Anfeindungen durch Umstehende.
Stillsiegel für Betriebe
Vor einem Jahr hatte MAM das Stillsiegel gestartet. Betriebe, die sich hinter die österreichische Stillcharta stellen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dementsprechend schulen, sollen dadurch gleich beim Eingang zu erkennen sein. "Das wird sehr gut angenommen, schon 150 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen sind dabei", berichtet Krejan. Vorreiter seien Wien und die Steiermark, gefolgt von Niederösterreich, in Wien haben sich demnach viele Gastronomiebetriebe gemeldet, aber auch Museen. Im Westen Österreichs gibt es noch "Aufholbedarf", sagt die Stillsiegel-Initiatorin.
Siegel und Sicherheit
Stillende Mamas berichten etwa auf Social Media, dass sie sich sicher fühlen, wenn sie das Stillsiegel an der Tür sehen. Mütter können auch neue Betriebe, wo sie sich wohlgefühlt haben, für das Stillsiegel vorschlagen, erläuterte die MAM-Marketing-Managerin. Den öffentlichen Raum zu verlassen, um in Ruhe stillen zu können, ist für die Entwicklung des Babys nicht förderlich. "Das Stillen muss unmittelbar und prompt passieren", betont Krejan. Stillecken als eigene Bereiche in Lokalen und anderen Betrieben sieht sie negativ. "Es ist dramatisch, dass ich als Mama in eine Ecke verwiesen werde", sagt sie.
"Die Lücke schließen - Still-Unterstützung für alle"
Die von der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) initiierte Weltstillwoche, die von der WHO und UNICEF unterstützt wird, setzt sich für die Förderung und den Schutz des Stillens ein und soll auch Bewusstsein für das Stillen in der Öffentlichkeit schaffen. Jährlich koordiniert die WABA die Weltstillwoche von 1. bis 7. August. "Die Lücke schließen - Still-Unterstützung für alle", lautet das heurige Motto.
(APA/EC)