Österreich verliert 1:2
Gut gekämpft doch verloren
(02.07.2024) So Schade. Gut gekämpft, dennoch hat es nicht gereicht! Wir sind trotzdem stolz auf diese Leistung! Auch wenn der Erfolgslauf von Österreichs Fußball-Nationalteam bei der EM in Deutschland im Achtelfinale jäh zu Ende gegangen ist. Die favorisierte ÖFB-Auswahl musste sich der Türkei am Dienstagabend in Leipzig nach frühem Rückstand mit 1:2 (0:1) geschlagen geben. Verteidiger Merih Demiral brachte die Türken mit zwei Toren in Front (1., 59.), den Österreichern gelang durch den eingewechselten Michael Gregoritsch nur noch der Anschlusstreffer (66.).
Wie bei der EM vor drei Jahren scheiterte Österreich in der ersten K.o.-Runde. Damals war mit einem 1:2 nach Verlängerung gegen den späteren Europameister Italien das Aus gekommen. Diesmal hatte der Gruppensieg die Hoffnungen befeuert, erstmals seit der WM 1954 ein K.o.-Spiel bei einer Endrunde gewinnen und im Turnier noch weiter vordringen zu können. Statt des ÖFB-Teams darf sich nun aber die Türkei am Samstag im Viertelfinale in Berlin mit den Niederlanden messen.
Österreichs Teamchef Ralf Rangnick setzte vor 40.000 Zuschauern in seiner alten Wahlheimat Leipzig auf die erwartete Formation. Phillipp Mwene erhielt links in der Abwehr den Vorzug gegenüber Alexander Prass. Dazu begann in der Offensive der im abschließenden Gruppenspiel gegen die Niederlande (3:2) überzeugende Romano Schmid. Konrad Laimer rückte dadurch ins Mittelfeldzentrum zurück und Florian Grillitsch aus der Startelf. Das Public Viewing am Donaukanal, war überfüllt!
Kevin Danso und Philipp Lienhart bildeten im vierten Turnierspiel das vierte unterschiedliche ÖFB-Innenverteidiger-Duo. Als Mittelstürmer startete wie in den beiden vergangenen Partien Kapitän Marko Arnautovic. Bei den Türken fehlte unter anderen Kapitän Hakan Calhanoglu gesperrt. Benfica Lissabons Orkun Kökcü ersetzte den Inter-Mailand-Legionär, Real-Madrid-Jungstar Arda Güler agierte im Angriffszentrum.
Das Spiel begann mit einem Paukenschlag: Nach einem Güler-Corner traf Christoph Baumgartner mit einem Klärungsversuch seinen Teamkollegen Stefan Posch. ÖFB-Goalie Patrick Pentz griff zwar auf der Linie noch ein, den Abpraller versenkte Demiral aber im oberen Tornetz. Da waren gerade einmal 57 Sekunden gespielt. Es war das schnellste Tor der EM-Geschichte in einem K.o.-Spiel. Das ÖFB-Team hatte seit Oktober 1965 kein so frühes Gegentor erhalten. Damals traf Jürgen Nöldner in der WM-Qualifikation in der ersten Minute für die DDR zu einem 1:0-Sieg - kurioserweise ebenfalls in Leipzig.
Österreich hätte um ein Haar zurückgeschlagen, Baumgartners Schuss ging aber knapp daneben (2.). Zudem verfehlte Österreichs auffälligster Offensivspieler einen flach zur Mitte gebrachten Eckball von Schmid am langen Eck knapp (5.). Ein Kopfball von Lienhart ging knapp über das Tor (7.). Österreich tat sich in weiterer Folge gegen die tief stehenden und früh auf Zeit spielenden Türken schwer, war nicht mehr so zwingend. Baumgartner tauchte erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wieder gefährlich vor dem Tor auf. Rangnick reagierte, brachte bereits zur Pause Prass für Mwene und mit Gregoritsch statt Schmid einen zweiten Stürmer. Das ÖFB-Team erhöhte bei zunehmendem Regen die Schlagzahl. Nach Zuspiel von Posch scheiterte Arnautovic mit einer Großchance an Türkei-Goalie Mert Günok (51.). Auch Laimer (54.) und Posch (56.) wurden mit Einzelaktionen im Strafraum vorstellig.
Das Tor fiel auf der anderen Seite: Demiral setzte sich nach einem weiteren Corner von Güler am kurzen Eck im Luftduell mit Lienhart durch und versetzte die türkischen Fans per Kopf in Ekstase. Der 26-jährige Verteidiger vom saudischen Club Al-Ahli verdoppelte in seinem 48. Länderspiel seine bisherige Torausbeute im Nationalteam. Rangnick schickte Maximilian Wöber für Lienhart und Grillitsch für den offensichtlich verletzten Laimer in die Partie. Sein Team schöpfte durch Gregoritsch Hoffnung. Einen Eckball des bis dahin nur mit neuer Cornrow-Frisur aufgefallenen Marcel Sabitzer verlängerte Posch, Österreichs "Joker" jagte den Ball unter die Latte. Gregoritsch hat nun als einer von nur drei Österreichern neben Baumgartner und Arnautovic bei zwei EM-Endrunden getroffen. Er sorgte dafür, dass der ÖFB-Auswahl in 20 der vergangenen 21 Partien immer zumindest ein Tor gelang.
Die Türken schafften nur noch wenig Entlastung. Ein Grillitsch-Schuss ging zu zentral auf das Tor (76.), ein Baumgartner-Kopfball nach Posch-Flanke relativ klar daneben (84.). Dazwischen war Sabitzer von einer von der Tribüne geworfenen Münze auf dem Kopf getroffen worden, er spielte aber weiter.
Nachdem Pentz tief in der Nachspielzeit den Matchball von Baris Alper Yilmaz pariert hatte, entschärfte Günök mit einer Glanzparade auf der Gegenseite auch die beste Ausgleichschance des ÖFB-Teams, einen Kopfball von Baumgartner. Die Österreicher haben damit weiter seit mehr als 35 Jahren kein Pflichtspiel gegen die Türkei gewonnen. In einem Test im März in Wien hatte die Rangnick-Auswahl das vom Italiener Vincenzo Montella betreute Team noch mit 6:1 abgefertigt.
(fd/apa)