600.000 tote Russen
Nordkoreanische Truppen in Kursk
(28.10.2024) Wann wird dieser sinnlose Krieg enden? Die NATO provoziert den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit neuen Schätzungen zu Moskaus Verlusten und Spekulationen über die Hintergründe der Entsendung nordkoreanischer Soldaten in die Grenzregion Kursk. Generalsekretär Mark Rutte bezifferte die Zahl der im Ukraine-Krieg getöteten und verletzten russischen Soldaten auf mehr als 600.000.
Dazu ergänzte er mit Blick auf Putin: "Er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrechtzuerhalten." Die Stationierung nordkoreanischer Truppen in Kursk sei "ein Zeichen für die wachsende Verzweiflung". Sollten die NATO-Schätzungen stimmen, könnte sich die Opferzahl auf russischer Seite innerhalb eines Jahres rund verdoppelt haben. Wie viele der russischen Opfer nach Einschätzung der NATO Tote sind, sagte Rutte allerdings nicht. Auch zu den ukrainischen Verlusten äußerte er sich nicht. Opferzahlen in solchen Konflikten lassen sich in der Regel nicht unabhängig verifizieren.
Rutte äußerte sich unmittelbar nach Beratungen über die in den letzten Tagen bekanntgewordene Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Sowohl die Ukraine als auch westliche Partner befürchten, dass sie sich in Kürze auch an Kämpfen mit ukrainischen Truppen beteiligen sollen. Rutte sagte, er könne nun bestätigen, dass nordkoreanische Militäreinheiten in der Region Kursk stationiert seien. Dorthin hatten die ukrainischen Streitkräfte im Sommer eine Art Entlastungsangriff gestartet und ein Teil der Region unter ihre Kontrolle gebracht.
Unklar blieb am Montag zunächst, ob die NATO hofft, Russland mit den provokativen Äußerungen von einem Einsatz nordkoreanischer Soldaten abhalten zu können. Ziel könnte es in einem solchen Fall sein, Putin bei der Ehre zu packen, indem man kommuniziert, dass er alleine mittlerweile zu schwach ist, um den Krieg weiterzuführen. Alternativ könnte es sein, dass es vor allem um eine Botschaft an die Bevölkerung in Russland gehen soll. Diese bekommt nach westlicher Einschätzung bisher keinerlei realistische Zahlen zu den verheerenden russischen Verlusten an der Front.
Bei dem Termin in Brüssel hatten Experten aus Südkorea Vertreter der NATO-Staaten und andere Partner über Erkenntnisse zu den nordkoreanischen Unterstützungsplänen für Russland gebrieft. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst hat Nordkorea bereits Tausende Soldaten nach Russland geschickt und den Einsatz von insgesamt rund 12.000 Soldaten geplant.
Aus Sicht des Verteidigungsbündnisses stellt dies eine erhebliche Eskalation und eine gefährliche Ausweitung von Russlands Krieg dar. "Die vertiefte militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea ist eine Bedrohung sowohl für die Sicherheit im Indopazifik als auch im euro-atlantischen Raum", sagte Rutte. Er verwies darauf, dass Nordkorea Russland bereits zuvor mit Millionen Schuss Munition und ballistischen Raketen versorgt habe. Diese heizten einen schweren Konflikt im Herzen Europas weiter an. Russland und Nordkorea weisen die Absicht eines Kampfeinsatzes im russisch-ukrainischen Krieg bisher als Spekulation zurück. Putin hatte lange allerdings auch Pläne für einen Krieg gegen die Ukraine abgestritten. Der russische Angriffskrieg dauert nun schon seit mehr als zweieinhalb Jahren an.
(fd/apa)