Baby mit Knochenbrüchen
Linz: Eltern leugnen alles
(17.01.2023) Nach dem tragischen Vorfall ist heute im Landesgericht Linz der Schöffenprozess gegen die Eltern gestartet worden. Mutter und Vater müssen sich nun wegen des Verdachts der absichtlich schweren Körperverletzung verantworten. Sie sollen dem Neugeborenen mehrere Knochenbrüche zugefügt haben. Sie leugnen dies vehement.
Martyrium kurz nach der Geburt
Zehn Tage nach der Geburt am 20. März 2020 soll laut Anklage für den Sohn einer Österreicherin und ihres Ehemanns aus Bangladesch das Martyrium begonnen haben. Von 13. April bis 16. Mai erlitt das Frühchen einen Bruch des rechten Oberschenkels, Frakturen der Wachstumsfugen an den Oberarmen, Serienrippenbrüche sowie einen Schädelbruch. Als einzige Erklärung für die schweren Verletzungen nannte der Gerichtsmediziner im ersten Prozess "direkte, massive Gewalteinwirkung". Eine absichtlich schwere Körperverletzung stritten die 27-jährige Angeklagte und der 25-jährige Angeklagte vor dem Schöffengericht entschieden ab.
"Es ist nichts passiert"
Eine Antwort auf die Frage, wie der Säugling zu den Verletzungen gekommen sei, konnten sie jedoch auch nicht geben. Es "ist nichts passiert", versicherte die Frau. Sie habe ihren Sohn weder fest angepackt noch geschüttelt. Auch ihr Mann habe alles "super gemacht". Nachdem allerdings laut ihrer eigenen Angaben nur sie beide auf ihren Sohn aufgepasst hätten, sei der einzige Schluss, dass sie auch für die schweren Blessuren verantwortlich seien, meinte der Staatsanwalt.
Sozialarbeiterin befragt
Die Mutter beteuerte jedoch, sie und ihr Mann hätten sich "immer gut um das Kind gekümmert". Eine nach der Frühgeburt vom Spital verständigte Sozialarbeiterin bemerkte bei einem Besuch der Jungfamilie, dass die Mutter wenig Blickkontakt zum Säugling suchte, schilderte sie dem Gericht ihren Eindruck. Hinweise auf Misshandlungen habe sie aber nicht festgestellt. Von sich aus hätten die Eltern ihr eine Schwellung am Ohr des Babys gezeigt und ausdrücklich versichert, den Sohn nicht gezwickt zu haben.
Überforderung festgestellt
Eine mobile Kinderkrankenschwester, die längere Zeit regelmäßig kam, stellte dann jedoch eine Überforderung bei den alltäglichen Dingen fest. Die Mutter sei jedoch "bemüht" gewesen, eine emotionale Bindung zum Kind aufzubauen. Von dem Martyrium des Kleinen habe sie aber nichts bemerkt.
Einige Frakturen festgestellt
Eine Ärztin eines Linzer Spitals hatte bei der Polizei den Misshandlungsverdacht angezeigt, nachdem der Vater am 16. Mai 2020 wegen des gebrochenen Oberschenkels in die Ambulanz gekommen war. Es wurden an dem Baby dann noch weitere Frakturen in unterschiedlichen Heilungsstadien diagnostiziert. Sie sprach von Verletzungen wie im "Lehrbuch von Kindesmisshandlungen". Der Vater habe erschrocken und überrascht reagiert, erinnerte sie sich.
Bub lebt bei Pflegefamilie
Ihrem Wissen nach habe das Baby von den erheblichen Verletzungen offensichtlich keine bleibenden Schäden davongetragen, gab die Kinderärztin vor Gericht das Ergebnis der letzten Untersuchung im September 2021 wieder. Der Bub lebt in einer Pflegefamilie. Ein Urteil ist für den Abend geplant.
(fd/apa)