CL: Niederlange für Sturm
"Lässt uns intensiver lernen"
(23.10.2024) Der Sporting Clube de Portugal bleibt für Sturm Graz eine unlösbare Aufgabe. Österreichs Fußball-Meister verlor am Dienstag die Champions-League-Partie in Klagenfurt mit 0:2 (0:1) und damit auch das dritte Duell mit dem portugiesischen Champion binnen 13 Monaten. Die Grazie, mit der die in der Bundesliga erfolgsverwöhnten Steirer die Niederlage aber hinnahmen, imponierte. Trainer Christian Ilzer verwertet die Lektionen aus der Königsklasse weiter pädagogisch.
"Jede Niederlage, egal gegen welchen Gegner, muss richtig schmerzen. Dann ist das Lernen viel intensiver", meinte Ilzer kurz vor Mitternacht in den Katakomben des Klagenfurter Wörthersee Stadions. Seine Spieler hatten zuvor am Platz erneut leidvoll das Champions-League-Level erlebt. 1:2 gegen Brest, 0:1 gegen Brügge, nun 0:2 gegen Sporting - nach drei Spielen ist kein Punkt am Konto.
"Wir haben gekämpft, wir haben versucht, am Ende ist der Ball nicht drin. Natürlich ist es ein bisschen frustrierend, jeder Fehler wird bestraft", sagte der Außenverteidiger Jusuf Gazibegovic. "Wir haben uns gut verkauft, aber der Klassenunterschied war zu sehen", meinte Kapitän Stefan Hierländer nach seinem Kurzeinsatz. "Wir konnten so manche gute Phase nicht stretchen, deshalb war es ein guter Auftritt, mehr aber auch nicht."
Am verdienten Favoritensieg rüttelte niemand. "Die Löwen übernahmen das Kommando und hatten die totale Kontrolle", titelte das portugiesische Sportblatt "A Bola". Selbst die Statistik hatte mit Sturm kein Erbarmen, die Qualität der Chancen (expected goals) zeigte mit 0,7 gegenüber 1,5 aber auch keine Demontage. Zumindest ein erstes Heimtor wäre in Phasen, als sich Sturm wacker gegen die Überlegenheit auflehnte, schon möglich gewesen.
"Gegen Sporting muss alles passen", betonte Ilzer, der dem Gegner um Torjäger Viktor Gyökeres und Trainer Ruben Amorim auch zutraut, die ganz großen Kaliber zu schlagen. Weil sein Team aber Killer-Instinkt vermissen ließ und zwei vermeidbare Gegentore bekam, reichte es gegen den selbstbewussten Favoriten nicht. "Trotzdem habe ich eine großartige Mentalität meiner Mannschaft gesehen in der letzten halben Stunde. Da hat nur das Tor gefehlt, um noch einmal richtig Energie ins Stadion reinzubringen."
So bleiben in Bezug auf Sturm und sein Not-Quartier Klagenfurt auch nach dem zweiten Heimspiel Fragen offen. Kann die Arena - am Dienstag war sie mit 23.691 Zuschauern gefüllt - bei entsprechendem Verlauf eine Heimbastion wie Graz-Liebenau sein? Eine, um den "emotionalen Tank" der Spieler zu füllen und den "Qualitätsunterschied wegzunehmen", wie es Ilzer formulierte? "Die Fankurve gibt schon extrem Gas. Es ist dann halt nur eine Seite und auf der anderen Seite sind Zuschauer, die sich einen coolen Champions-League-Abend geben", sagte der Trainer. "Wir sind dafür verantwortlich, das ganze Stadion mitzureißen."
Für die Entwicklung der großteils noch jungen Sturm-Mannschaft - im Finish debütierte mit Konstantin Schopp (18) der Sohn von Sturm-Legende Markus Schopp - ist die große Bühne ein Katalysator. "Du kriegst die größtmögliche Herausforderung präsentiert und musst dich dieser entgegenstellen. Wenn du permanent mit diesem Level konfrontiert wirst, kriegst du eine andere Selbstverständlichkeit", sagte Ilzer. Sein Team traue sich zunehmend mehr zu. "Wir haben auch Phasen, in denen wir den Rhythmus ganz gut tarieren können, den Ball nicht mehr sofort verlieren." Gazibegovic meinte, die Königsklasse beschleunige die Handlungsschnelligkeit - was wiederum für die Bundesliga hilfreich ist.
Letztendlich gehe es aber auch in der Champions League ums Gewinnen. "Das erste Ziel muss sein, zu punkten, einen Gegner zu Fall zu bringen", betonte Ilzer. Spiel vier führt Sturm Anfang November nach Dortmund. "Dort sind 80.000 Zuschauer, was macht das mit meiner Mannschaft? Jon (Gorenc Stankovic) und Gregy (Wüthrich) werden definitiv nicht dabei sein, auf Otar (Kiteishvili) hoffe ich", sagte Ilzer angesichts von fehlendem Führungspersonal. Der Auftritt im Ruhrgebiet werde etwas ganz Besonderes. "Wir werden sehen, wie wir diese Atmosphäre handeln können." Ilzer war zuversichtlich, dass Spielmacher Kiteishvili (Wadenblessur) bereits am Sonntag im Bundesliga-Auswärtsspiel gegen den LASK wieder dabei sein kann.
(apa/mc)