EM: ÖFB-Frauen optimistisch
Trauen Männern viel zu
(12.06.2024) Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam muss aktuell einen großen Dämpfer in der EM-Qualifikation verarbeiten. Das geschieht im Urlaub nach einer teils intensiven Saison. Dabei wird auch die am Freitag beginnende Männer-EM in Deutschland intensiv verfolgt. Der Truppe von Teamchef Ralf Rangnick trauen die ÖFB-Frauen ein gutes Abschneiden zu. An denen könnten sich Marko Arnautovic und Co. ein Beispiel nehmen, 2017 war erst im Halbfinale Endstation, 2022 im Viertelfinale.
"Ich hoffe, dass sie weit kommen und sich in einen Flow spielen, wie das bei uns 2017 in den Niederlanden gewesen ist", sagte Abwehrspielerin Katharina Schiechtl. Ihr Optimismus ist wie jener von vielen ÖFB-Kolleginnen groß. "Persönlich traue ich Österreich sehr viel zu", betonte Sarah Zadrazil stellvertretend dafür gegenüber der APA. Dafür muss zuerst die Gruppenphase gemeistert werden. Mit Auftaktgegner Frankreich, Polen und Niederlande warten in einer laut Zadrazil "Todesgruppe" harte Brocken auf dem Weg ins Achtelfinale, das die Top-Zwei-Teams der sechs Gruppen plus vier besten Dritten erreichen.
"Sie haben aber in Testspielen aufgezeigt, dass sie gegen Topnationen nicht nur mithalten können, sondern auch Spiele gewinnen können", meinte die Bayern-Legionärin. Im vergangenen November gab es für die ÖFB-Auswahl etwa ein 2:0 gegen Deutschland, heuer ein 6:1 gegen die Türkei und 2:1 gegen Serbien. Die jüngsten sieben Partien wurden nicht verloren, sechsmal gab es einen Sieg. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Man hat in den letzten Spielen echt gesehen, dass sehr viel stimmt, sie sich in einen Flow gespielt haben. Es macht Spaß ihnen zuzusehen", sagte Barbara Dunst.
Das hat aber auch die Konkurrenz mitbekommen. Von einer Underdogrolle, wie sie etwa die ÖFB-Frauen 2017 bei der sensationellen EM-Premiere gehabt hatten, ist sicher keine Spur. "Durch die Ergebnisse und Leistungen ist natürlich die Erwartung gestiegen", weiß Dunst. Das bringt einen gewissen Druck mit sich. "Es wird wichtig sein nicht nur fitnessmäßig, sondern auch mental auf einem Toplevel zu sein", erläuterte die Frankfurt-Spielerin.
Das war in vielen Spielen in der jüngeren Vergangenheit der Fall. Viele neue Fans konnten dadurch gewonnen werden. "Die Art und Weise wie die Nationalteamspieler sich als eingeschworene Truppe am Platz präsentieren, mit welcher Intensität sie gemeinsam gegen den Ball arbeiten, aber auch mit welcher Zielstrebigkeit sie sich vors gegnerische Tor kombinieren, sind für mich die Schlüsselfaktoren, unabhängig von der Überzeugung jeden Gegner, so gut er auch sein mag als Einheit schlagen zu können", verlautete ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.
Laut Abwehrspielerin Virginia Kirchberger würden die ÖFB-Kicker einen "sehr dynamischen, spielfreudigen und vor allem effektiven Fußball" spielen. "Die Entwicklung in Österreich in den letzten Jahren ist sehr positiv", meinte die Neo-Austrianerin. Das hat auch Julia Hickelsberger-Füller mitbekommen. "Österreich stellt einen sehr guten Kader, aktuell hat man aber auch das Gefühl, dass ein richtiges Team geformt wurde, ein wirklich guter Zusammenhalt herrscht. Das kann ein Team extrem tragen wie auch zusätzlich die zuletzt guten Leistungen", sagte die Hoffenheim-Offensivspielerin.
Das kleine Österreich dürfe man daher keinesfalls unterschätzen, könne sehr weit kommen. In der Favoritenrolle sind andere. Hickelsberger-Füller nannte England und Frankreich. Stürmerin Nicole Billa, die an einem EM-Tippspiel mit Freunden teilnimmt, ergänzte Portugal und Deutschland, "wenn sie ins Rollen kommen und die Fans dahinter stehen". Auch Zadrazil gibt der DFB-Elf "realistische Chancen" auf den Titel. "Sie haben eine richtig gute Mannschaft, super Einzelspieler. Es wäre märchenhaft, auch wegen Toni Kroos, wenn sie den Titel holen könnten. Aber natürlich drücke ich mehr die Daumen für Österreich", erläuterte die 31-Jährige.
Auch bei der ebenfalls in Deutschland wohnenden Hickelsberger-Füller sind die Daumen zumindest "auch ein bisschen" für Deutschland gedrückt. Dass auch um die bereits vorherrschende Euphorie in Österreichs Nachbarland vor Ort noch länger und deutlicher spüren zu können. Vor dem TV oder bei einem Public Viewing, wie es Jennifer Klein ankündigte, wollten die ÖFB-Frauen die EM sehr intensiv verfolgen. Die Österreich-Spiele gelten dabei "als absolute Pflicht", wie es Billa ausdrückte. Gleich im ersten wartet am 17. Juni mit Kylian Mbappe im Frankreich-Dress ein Akteur, dem Hickelsberger-Füller sehr gerne zuschaut.
Auch Fuhrmann, die immer wieder im Austausch mit Rangnick ist, ist auf den Auftritt der Superstars gespannt. "Wie die besten Spieler Europas mit dem Druck umgehen werden bzw. physisch am Limit performen können, am Ende einer sehr langen Saison, darauf bin ich sehr gespannt", sagte die 43-Jährige. Sollten allgemein neue Aspekte im Spiel erkennbar sein, werde man versuchen damit auch das eigene Team weiterzuentwickeln.
(apa/mc)