französisch zu unwichtig?
Frankreich reicht Klage ein
(01.11.2023) In der Europäischen Union werden stolze 24 Amtssprachen gesprochen. In den EU-Institutionen haben sich Englisch, Französisch und Deutsch als die vorherrschenden Arbeitssprachen durchgesetzt. Dennoch sieht sich Frankreich nun mit einer wachsenden Sorge konfrontiert, da in Einstellungsverfahren für EU-Kommissionsjobs bestimmte Tests ausschließlich auf Englisch durchgeführt werden. Das wird von der französischen Regierung als eine Form der Diskriminierung gegenüber der französischen Sprache betrachtet. Nun hat sie eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht.
Behinderung der sprachlichen Vielfalt
Die Klage argumentiert, dass diese Anforderung die sprachliche Vielfalt innerhalb der EU-Institutionen einschränkt und Bewerber benachteiligt, die nicht über ausgezeichnete Englischkenntnisse verfügen. Interessanterweise stehen die Chancen für Frankreich in diesem Fall nicht schlecht, da ähnliche Fälle, die im vergangenen Jahr von Spanien und Italien vor Gericht gebracht wurden, bereits bestätigt wurden. Dies könnte bedeuten, dass die EU-Institutionen ihre Praktiken hinsichtlich der Arbeitssprachen überdenken müssen.
In der Praxis werden von den Mitarbeitern der EU-Behörden oft ausgezeichnete Fremdsprachenkenntnisse verlangt, obwohl diese laut EU-Gesetz nicht als ausschlaggebend für die Auswahl gelten sollten. Die Klage von Frankreich reflektiert jedoch nicht nur linguistische Bedenken, sondern auch innenpolitische Diskussionen über den schwindenden Einfluss des Landes im globalen Weltgeschehen.
Immer mehr Zweifel an Englisch
Schon vor dem Beginn ihrer Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022 hatte die französische Regierung angekündigt, die Mehrsprachigkeit in den EU-Institutionen fördern zu wollen. Obwohl diese Bemühungen in erster Linie darauf abzielten, eine stärkere Verbindung zwischen der EU und ihren Bürgern zu schaffen, sind sie auch Ausdruck des Wunsches, die Bedeutung der französischen Sprache in der EU zu wahren.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Diskussion über die Englischdominanz in den EU-Institutionen nach dem Brexit an Bedeutung gewonnen hat. Nach dem Ausscheiden Großbritanniens als EU-Mitglied gibt es nur noch eine sehr begrenzte Anzahl von EU-Bürgern, für die Englisch die Muttersprache ist. Dies hat zu Debatten über die Fairness und Ausgewogenheit in Bezug auf die Arbeitssprachen in den EU-Institutionen geführt.
(DS)