Haftstrafen für "Opa-Gangster"
Kardashian-Prozess
(24.05.2025) Neun Jahre nach dem Überfall auf Reality-TV-Star Kim Kardashian in Paris hat ein Gericht am Freitagabend acht der angeklagten Täter verurteilt und zwei freigesprochen. Sieben der Verurteilten haben Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren erhalten, die teils oder ganz zur Bewährung ausgesetzt wurden. Bei dem spektakulären Überfall während der Pariser Fashion Week 2016 haben die Täter Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erbeutet.
Gegen einen weiteren Beteiligten wurde am Abend in Paris eine Geldstrafe verhängt. Die Vorwürfe gegen die angeklagten neun Männer und eine Frau haben von bewaffnetem Raubüberfall über unerlaubten Waffenbesitz und Freiheitsberaubung bis zu Urkundenfälschung gereicht.
Reality-TV-Star wurde gefesselt und geknebelt
Kardashian war im Oktober 2016 nachts in der französischen Hauptstadt in ihrer Luxusresidenz überfallen worden - die Täter haben sie gefesselt und geknebelt und Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erbeutet.
"Opa-Gangster"
Die Angeklagten im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren wurden von der französischen Presse als "Opa-Gangster" beschrieben. Viele von ihnen verbrachten bereits Jahre hinter Gittern. Die Urteile seien nicht besonders streng und berücksichtigten das Alter und teils auch Erkrankungen der Angeklagten, sagt der Vorsitzende Richter. Die millionenschwere Beute wurde bis heute nicht gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen sie in Antwerpen zu Geld gemacht haben.
Hauptangeklagter bittet um Verzeihung
Zuvor hat der Hauptangeklagte zum Abschluss der Verhandlung erneut um Verzeihung gebeten. "Mir fehlen die Worte, es tut mir sehr leid", verliest der Anwalt des 69-jährigen Aomar Aït Khedache gestern eine Erklärung vor Gericht in Paris. Anschließend haben sich die Richter zu Beratungen zurückgezogen, mit der Urteilsverkündung wird nach 19.00 Uhr gerechnet.
Von den neun übrigen Angeklagten haben einige ebenfalls um Verzeihung gebeten, andere haben erneut ihre Beteiligung an dem Überfall am Rande der Pariser Fashion Week im Oktober 2016 bestitten.
Männer kamen als Polizisten verkleidet
Laut Anklage waren zwei als Polizisten verkleidete und bewaffnete Täter nachts in Kardashians Hotelsuite eingedrungen, haben die Influencerin gefesselt, geknebelt und Schmuck im Wert von neun Millionen Euro gestohlen. Dazu zählte auch der Verlobungsring aus ihrer Beziehung mit Rapper Kanye West, den sie zuvor häufig auf Selfies im Internet präsentiert hat.
Kardashian hat vor eineinhalb Wochen persönlich in dem Prozess in Paris ausgesagt und damit einen riesigen Medienrummel ausgelöst. "In dieser Nacht dachte ich, dass ich sterben würde", schildert sie weinend vor Gericht. Sie habe die Männer damals angefleht, ihr Leben zu verschonen, damit sie zu ihren kleinen Kindern zurückkehren könne.
Reality-Star verzieh dem Hauptangeklagten
Am Ende ihrer Ausführungen zeigt sich die 44-Jährige großmütig und sagt dem Hauptangeklagten, dass sie ihm verzeihe, "auch wenn es an dem Trauma nichts ändert". Kardashian verzichtet nach dem Überfall lange auf Paris-Besuche und postet Fotos von Reisen seitdem zeitversetzt.
Die Angeklagten wurden wegen ihres fortgeschrittenen Alters in der französischen Presse als "Räuber-Opis" bezeichnet. Einer von ihnen war mit dem Fahrrad zum Tatort gekommen und hat auf der Flucht den Beutel mit der Beute auf die Straße fallen lassen.
Die Staatsanwältin warnt jedoch davor, die Männer als harmlos einzustufen: "Sie haben ihren Coup geplant und ausgeführt", sagt Staatsanwältin Anne-Dominique Merville. Dabei hätten sie "keinerlei Mitleid" für Kardashian gezeigt. Es seien "erfahrene Kriminelle mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen".
(APA/EC)