Hochwasser: 5. Todesopfer

Feuerwehrmann-Suche eingestellt

(04.06.2024) Nach einem im Hochwasser in Schwaben in Süddeutschland vermissten Feuerwehrmann wird nicht mehr aktiv gesucht. Wahrscheinlich sei der 22-Jährige ertrunken, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen. Vermutlich werde man ihn finden, wenn das Wasser abgelaufen sei. Der junge Mann war in der Nacht auf Sonntag im bayerischen Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen, das kenterte.

Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung unterwegs. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei. Sollte der 22-Jährige tatsächlich ums Leben gekommen sein, wäre er das derzeit fünfte bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.

Einsatzkräfte hatten am Montag in Baden-Württemberg zwei Tote in einem leer gepumpten Keller in Schorndorf östlich von Stuttgart gefunden. Es handle sich um einen 58 Jahre alten Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter, teilte die Polizei mit. Nach Zeugenaussagen waren beide am Sonntagabend damit beschäftigt gewesen, in das Haus eingedrungenes Wasser im Keller abzupumpen. Im oberbayerischen Schrobenhausen starb eine 43-Jährige am Wochenende im Keller eines überfluteten Hauses. Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam.

Die Hochwasser-Lage ist in Teilen Bayerns war unterdessen weiter kritisch. In Regensburg, wo der Katastrophenfall ausgelöst worden war, mussten am späten Montagabend 200 Menschen ihre Häuser verlassen. Im Landkreis Rosenheim war ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen worden, in einigen Orten kam es zu Evakuierungen. Nach erneut starken Regenfällen in der Nacht sollen die Niederschläge am Dienstag laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nachlassen.

In Regensburg mussten am späten Abend rund 200 Menschen ihre Häuser verlassen. Die betroffene Straße liegt in der Innenstadt direkt an der Donau. Dort war der Untergrund durch den hohen Grundwasserspiegel stark aufgeweicht, es bestand die Gefahr, dass die Hochwasserschutzelemente versagen und die Straße geflutet wird.

Am Montagabend hatte der oberbayerische Landkreis Rosenheim Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. "Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben", hieß es in einer Mitteilung der Behörde. In der Nacht zum Dienstag hatte sich die Lage dann leicht entspannt. Schulen und Kindergärten in den betroffenen Gemeinden sollen am Dienstag geschlossen bleiben. In sieben bayerischen Landkreisen fällt am Dienstag wegen der Hochwasserlage der Präsenzunterricht an zahlreichen Schulen aus.

In Flintsbach rutschten Teile der Burg Falkenstein angesichts des Dauerregens ab. Unterhalb der Burg seien 50 Anrainer in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.

In Passau hat der Wasserstand der Donau in der Nacht zum Dienstag die Neun-Meter-Marke überschritten. Um 3.00 Uhr meldete der Hochwassernachrichtendienst (HND) einen Wasserstand von 9,27 Metern - und prognostizierte den Scheitel für Dienstagnachmittag mit 9,50 Metern. Die Passauer Altstadt war bereits am Montag für den Autoverkehr weitgehend gesperrt worden. Ab einem Pegelstand von 8,50 Metern - der Montagnachmittag gemessen wurde - werden bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet.

An mehreren Pegeln entlang der Donau wurden die Scheitel in der Nacht beziehungsweise im Laufe des Dienstags erwartet, darunter auch Regensburg, Straubing und Deggendorf. Insbesondere an den südlichen Zuflüssen der Donau ging das Hochwasser demnach zurück.

In Baden-Württemberg entspannte sich die Wetterlage langsam - und die Folgen des verheerenden Hochwassers werden immer stärker sichtbar. Tausende Helfer sind weiter im Einsatz. Vier Todesopfer wurden bisher in Süddeutschland geborgen.

Im Bahnverkehr kommt es weiter zu Einschränkungen. Mehrere Zugverbindungen des Bahnbetreibers Agilis entfallen am Dienstag aufgrund des Hochwassers entlang der Donau. Das gilt unter anderem für die Strecken Ingolstadt-Donauwörth-Gundelfingen sowie Ingolstadt-Ulm, wie ein Sprecher am Montagabend mitteilte.

Der Zugverkehr der Deutschen Bahn ist aufgrund von Unwetterschäden ebenfalls stark beeinträchtigt. Wegen Überflutungen sind einige Strecken komplett gesperrt. Der Zugverkehr zwischen München und Ingolstadt jedoch wird nach aktuellen Informationen der Bahn am Dienstag wieder aufgenommen.

Verbände und Parteien forderten unterdessen mehr Investitionen in den Hochwasserschutz. Bund und Länder müssten "die Mittel für den Hochwasser- und Katastrophenschutz wieder deutlich ausbauen - und zwar dauerhaft und nicht ad hoc über Sonderprogramme", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er wies auf die wachsenden Ausgaben der Städte und Gemeinden für Maßnahmen wie Dammbau, Begrünung und Bewässerung hin, die durch die Erderwärmung nötig würden.

Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte am Montag bereits ein neues Gesetz zum besseren Schutz vor Hochwasser in Deutschland angekündigt. "Es wird immer deutlicher, dass wir uns gegen die Folgen der Klimakrise besser schützen müssen", teilte die Ministerin mit. "Dafür brauchen wir auch ein neues Hochwasserschutzgesetz."

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte den von den Fluten betroffenen Menschen in Süddeutschland verlässliche Unterstützung zu. "In den Hochwassergebieten steht jetzt nur eins im Vordergrund, Leib und Leben zu retten. Das ist der Imperativ der Stunde. Den Menschen in den Überschwemmungsgebieten muss aber auch beim Wiederaufbau geholfen werden", sagte er der "Augsburger Allgemeinen".

Dass die Überschwemmung weiter Landstriche häufiger als in der Vergangenheit aufträte, sei eine Folge der Erderwärmung. "Zurückdrehen können wir sie nicht, aber ich glaube, dass die fürchterlichen Ereignisse dieser Tage die Debatte darüber anregen werden, wie ernst wir den Klimaschutz nehmen", sagte Habeck.

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