Holocaust-Überlebende fordern
vor EU-Wahl
(04.06.2024) Holocaust-Überlebende überbringen jungen Menschen eine eindringliche Botschaft.
Vor der bevorstehenden Europawahl haben acht hochbetagte Holocaust-Überlebende in einem offenen Brief an junge Menschen appelliert, ihre Stimme für die Demokratie zu nutzen. "Für Millionen von Euch ist die Europawahl die erste Wahl in Eurem Leben - für viele von uns könnte es die Letzte sein. Gebt der Demokratie eine Chance." Geht wählen. Zeigen wir gemeinsam, dass 'Nie wieder' nicht nur eine Phrase ist, sondern ein Versprechen."
"Ein Versprechen, das auch heute gilt. Und morgen. Und für immer", heißt es weiter. Zu den Unterzeichnern gehören der 102 Jahre alte Georg Stefan Troller, die fast ebenso alten Zeitzeugen Leon Weintraub, Walter Frankenstein, Eva Szepesi, Ruth Winkelmann und Margit Korge sowie Renate Aris (88) und Eva Umlauf (81), die die NS-Verfolgung als Kinder überlebt haben. Der offene Brief trägt den Titel: "Nie wieder ist jetzt".
Der 98-jährige Weintraub erläutert dazu: "Vier von fünf meiner nächsten Verwandten, meine Geschwister, meine Eltern, meine Cousins, sind ermordet worden. Das Herabschauen auf andere führt dazu, dass sich die Geschichte tragischerweise wiederholen könnte. Und das darf sie nicht."
Frankenstein betont, er habe die Erfahrung von 1932 und 1933. "Und ich weiß, dass es damals eine ähnliche Entwicklung gab wie heute: eine schwache demokratische Regierung und eine Partei, die die Leute sammelte, die unzufrieden waren", erklärte der 99-Jährige. Heute lasse sich dies verhüten. "Deshalb dürfen heute junge Leute nicht sagen 'Ja, ich weiß nicht, wen ich wählen soll, also gehe ich lieber gar nicht'. Das ist das Schlimmste, was man machen kann. Unsere Demokratie muss immer wieder neu verteidigt werden."
Der offene Brief wurde am Dienstag von der Organisation Avaaz veröffentlicht und kann mitgezeichnet werden. Die Europawahl ist in Österreich am kommenden Sonntag.
(APA/VH)