Prozess: Partner vergiftet?

Spezialgetränk und Muffins

(05.11.2024) Eine 32-jährige Frau steht am Dienstag wegen Mordversuchs vor Gericht. Sie soll ihren Ex-Freund mit Gift und Schlafmitteln vergiftet und dem betäubten Mann Schnitte am Unterarm zugefügt haben. Das Opfer hat zwei schwere Angriffe überlebt, ist durch die Vergiftung aber fast erblindet.

Eine dramatische Geschichte entfaltet sich beim Prozessauftakt am Dienstag im Landesgericht Korneuburg. Hier muss sich die 32-jährige Bernadette H. wegen versuchten Mordes verantworten. Mehr als zwei Jahre lang ermittelt die Polizei, bevor der Prozess nun beginnt. Bernadette steht im Verdacht, gleich zweimal versucht zu haben, ihren damaligen Lebensgefährten, Andreas F., zu töten. Die Geschichte hat das Zeug für einen Krimi.

Gifttrunk und Muffins

Die Anklage behauptet, H. habe F. am 8. Juli 2022 vergiftet. Sie soll ihm bei einer Feier ein Getränk mit Methanol und psilocybinhaltigen Pilzen ("Magic Mushrooms") verabreicht haben. Die Polizei berichtet, der Mann hätte nur durch eine schnelle Behandlung und eine Blutwäsche seine Methanolvergiftung überlebt. Laut Gutachtern hat der Vorfall bei ihm fast zur Erblindung geführt. Im Eröffnungsvortrag betont die Staatsanwältin, das Handeln der Beschuldigten mute "fast einzigartig" an in Hinblick auf Manipulation und Kaltblütigkeit, wie die APA berichtet.

Doch das war nicht alles. Nur vier Monate später soll Bernadette einen weiteren Mordversuch gestartet haben. Diesmal soll die Konditorin den Mann dazu ermuntert haben, ihre selbstgebackenen Muffins zu essen. Diese Muffins seien mit Schlafmitteln präpariert gewesen. Als F. bewusstlos wird, soll ihm die Angeklagte Schnitte am Unterarm zugefügt haben. Die Angeklagte spricht von einem Suizidversuch des 42-Jährigen. Aber auch diese Attacke überlebt er. Als Motiv wird das Erbe von rund drei Millionen Euro genannt, welches Bernadette H. laut Testament als Alleinerbin vermacht bekommen hätte.

"Opfer" bei inszenierter Messerattacke

Die Situation eskaliert weiter. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 2022 soll Bernadette H. eine Messerattacke vorgetäuscht haben. Gemeinsam mit einem Komplizen, der ebenfalls von einem Anwalt verteidigt wird, soll sie einen Kampf mit Verletzungen vorgetäuscht haben.

Die schwere Anklage: sie soll sich die Verletzung selbst zugefügt, das Blut abgenommen und dieses vor dem Haus von Andreas F. zurückgelassen haben. Damit sollte wohl der Eindruck entstehen, dass der Mann sie angegriffen und sie sich gewehrt habe. Zudem stiehlt sie sein Handy, um falsche Anrufe zu tätigen, Chats zu faken und ihn damit zu belasten.

Ermittlungen: angeblicher Angreifer unschuldig

Die Ermittlungen zeigen jedoch, dass F. unschuldig ist. Er wird für mehrere Monate in Untersuchungshaft genommen. Doch die Beweise sprechen eine andere Sprache. Das Gericht erfährt von den schockierenden Details der vermeintlichen Taten.

Fünf Tage sind für die Prozessverhandlungen angesetzt. Am Dienstag wird Bernadette H. erstmals zu den Vorwürfen sprechen. Bislang hat sie sich nicht geständig gezeigt. Es gibt 25 Zeugen, die das Gericht anhören wird, sowie drei Gutachter, die ihre Einschätzungen abgeben. Das Urteil wird am 13. November erwartet. Bernadette H. droht eine lange Haftstrafe. Gutachtern zufolge gilt sie als hochgefährlich. Neuen Informationen zufolge soll die Staatsanwaltschaft die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

(VIF)

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