Rekordstand bei Häftlingen
in England und Wales
(06.09.2024) Die Zahl der Gefängnisinsassen in den britischen Landesteilen England und Wales hat einen Rekordstand erreicht. Das meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf eine Auswertung offizieller Angaben. Demnach war die Zahl der Häftlinge seit Beginn der aktuellen Datenreihe im Jahr 2011 noch nie so hoch wie jetzt.
Wie das Innenministerium in London mitteilte, liegt die Zahl der Häftlinge bei 88.521 - das sind über 1.000 mehr als noch vor vier Wochen. Die maximale Kapazität liegt den Angaben zufolge bei 89.619 Plätzen. Der starke Anstieg in den vergangenen Wochen dürfte mit den raschen Verurteilungen nach den rechtsextremen Ausschreitungen in England im Juli zusammenhängen.
Die Verhältnisse in vielen britischen Gefängnissen gelten als haarsträubend. Immer härter ausfallende Urteile führten zu einer massiven Überbelegung. Gleichzeitig ist der Sektor chronisch unterfinanziert. Auch das Alter vieler Gebäude ist ein Problem. Noch immer werden Dutzende Gefängnisse in England und Wales aus viktorianischer Zeit (1837-1901) betrieben.
Die einzig wirkungsvolle kurzfristige Maßnahme ist die vorzeitige Haftentlassung. Die neue Labour-Regierung kündigte kürzlich an, viele Straftäter künftig bereits nach 40 statt erst nach 50 Prozent ihrer Haftzeit auf Bewährung gehen zu lassen. Ausgenommen davon sind unter anderem Täter schwerer Gewalt- und Sexualstraftaten. Die neue Regelung soll in der kommenden Woche in Kraft treten.
Schlagzeilen machten auch Berichte, Großbritannien könnte Häftlinge ins Ausland verlegen. Der Zeitung "Telegraph" zufolge soll Justizministerin Shabana Mahmood in der kommenden Woche mit ihrer estnischen Amtskollegin zusammentreffen, um eine Anmietung von Kapazitäten in dem baltischen Land zu diskutieren. Eine Regierungssprecherin sagte nach Angaben von PA dagegen, die Anmietung von Gefängniszellen in Estland sei ein Ansatz der früheren Regierung gewesen, derzeitige Minister hätten keine derartigen Pläne gemacht.
(mt/apa)