Russland erschießt Gefangene?
Vorwürfe aus der Ukraine!
(02.10.2024) Die Ukraine hat schwere Vorwürfe gegen die russische Armee erhoben. Im Zentrum der Anschuldigungen steht ein verstörendes Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde und angeblich die Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen zeigt. Diese hatten sich zuvor ergeben und seien dennoch gezielt getötet worden. Der Vorfall, der sich laut Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft in der Nähe der Stadt Pokrowsk an der Ostfront zugetragen hat, könnte als Kriegsverbrechen eingestuft werden.
Pokrowsk, eine Stadt an der Ostfront der Ukraine, war in den letzten Wochen Schauplatz intensiver Kämpfe. Hier hat die russische Armee ihre Angriffe verstärkt, um die Kontrolle über strategisch wichtige Gebiete zu erlangen. Inmitten dieser Auseinandersetzungen soll sich der grausame Vorfall ereignet haben. Das Video zeigt offenbar eine Szene, in der die ukrainischen Kriegsgefangenen aus einem Waldstück treten, nachdem sie sich den russischen Truppen ergeben haben.
+++Triggerwarnung+++Gewalt+++Drohnenaufnahme+++
Laut der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sei auf dem Video zu sehen, wie die Gefangenen sich in einer Reihe aufstellen mussten, bevor die russischen Soldaten das Feuer auf sie eröffneten. Besonders schockierend: Verwundete, die noch Anzeichen von Leben zeigten, seien aus nächster Nähe mit automatischen Waffen hingerichtet worden. Diese abscheuliche Tat sei ein gezielter Akt gewesen, so die ukrainischen Ermittler.
Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andriy Kostin äußerte sich auf der Plattform X (ehemals Twitter) zu dem Vorfall und sprach von einer „bewussten Politik“ der russischen Führung, gezielt Kriegsgefangene zu töten. Sollte sich der Vorfall als wahr herausstellen, wäre dies der schlimmste dokumentierte Fall der Tötung von ukrainischen Gefangenen seit Beginn der Invasion. Kostin kündigte eine umfassende Untersuchung an, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Kriegsverbrechen: 130.000 Fälle
Dieser Vorfall ist jedoch kein Einzelfall. Die ukrainischen Behörden haben bereits im September Ermittlungen zu mindestens 73 weiteren Fällen von getöteten ukrainischen Kriegsgefangenen eingeleitet. Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 hat die Ukraine mehr als 130.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen durch die russische Armee dokumentiert. Diese erschreckende Zahl verdeutlicht das Ausmaß der Gewalt und Brutalität, die seit Beginn des Krieges gegen die Zivilbevölkerung und das Militär der Ukraine gerichtet ist.
Moskau schweigt
Trotz der schweren Anschuldigungen bleibt eine offizielle Reaktion des Kremls bislang aus. Russland bestreitet konsequent die Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Ukraine und verteidigt seine militärischen Aktionen als Teil der „Spezialoperation“ zur Entnazifizierung und Demilitarisierung des Nachbarlandes. Unabhängige Untersuchungen und internationale Gerichte werden entscheiden müssen, ob und in welchem Ausmaß diese Anschuldigungen gerechtfertigt sind.
Was kommt als Nächstes?
Während die ukrainischen Ermittler den aktuellen Fall prüfen, bleibt die Frage offen, wie die internationale Gemeinschaft auf solche Berichte reagieren wird. Die Bilder von Hinrichtungen und die Berichte über die systematische Tötung von Kriegsgefangenen könnten die Diskussionen über weitere Sanktionen gegen Russland und die Möglichkeit internationaler Strafverfahren erneut anheizen. Klar ist, dass die Ukraine weiterhin bemüht ist, Gerechtigkeit für die Opfer dieses brutalen Krieges zu erlangen.
(fd)