Sozialhilfe blutet aus
Kosten für Familie mit 12 Kindern?
(13.10.2025) In Wien sorgt ein neuer Fall für Diskussionen: Zum ersten Mal bezieht eine Familie mit zwölf Kindern Sozialhilfe. Während die Zahl kleinerer Familien in der Mindestsicherung sinkt, wächst jene der Großfamilien spürbar an, wie die "Kronenzeitung" heute berichtet. Nach aktuellen Daten gibt es mittlerweile elf Familien mit insgesamt 117 Kindern, darunter erstmals eine mit zwölf. Das Thema sorgt in Politik und Verwaltung für wachsenden Druck, denn die Kosten explodieren – und die Reform des Systems kommt nur schleppend voran. Die Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger in Wien ist zuletzt leicht gesunken, von rund 138.600 auf etwa 135.800 Personen. Doch während kleinere Haushalte zurückgehen, steigen jene mit vielen Kindern weiter. Familien mit fünf oder mehr Kindern sind innerhalb weniger Monate um 18 Fälle mehr geworden. Besonders auffällig ist, dass fast alle dieser Familien kaum oder gar nicht in den Arbeitsmarkt integrierbar sind – meist, weil die Eltern Betreuungspflichten rund um die Uhr haben oder sprachliche und organisatorische Hürden bestehen.
Was diese neue Rekordfamilie konkret erhält, zeigt die Rechnung: Für jedes der zwölf Kinder fließt monatlich eine Mindestsicherung von rund 326,44 Euro, also zusammen 3.917,28 Euro. Hinzu kommt die Familienbeihilfe, die je nach Alter der Kinder gestaffelt ist: ab Geburt 138,40 Euro, ab 3 Jahren 148 Euro, ab 10 Jahren 171,80 Euro, ab 19 Jahren 200,40 Euro. Bei zwölf Kindern liegt der Durchschnitt meist zwischen 150 und 170 Euro, also etwa 1.800 bis 2.000 Euro pro Monat.
Zuschläge
Dazu kommen die Geschwisterzuschläge, die bei sieben und mehr Kindern pro Kind um weitere 63,10 Euro steigen. Das ergibt bei zwölf Kindern zusätzlich rund 750 Euro im Monat. Für jedes Kind im Schulalter wird außerdem einmal jährlich ein Schulstartgeld von 121,40 Euro ausgezahlt. Rechnet man diese Leistungen zusammen, ergibt sich für die Familie mit zwölf Kindern ein monatlicher Gesamtbetrag von rund 6.500 bis 7.000 Euro – noch ohne Mietbeihilfe oder weitere Zuschüsse.
Mietunterstützung und Zusatzleistungen
Mit Mietunterstützung und anderen Zusatzleistungen – wie etwa Energiekosten- oder Integrationsbeihilfen – kann der Betrag leicht die Marke von 8.000 Euro pro Monat überschreiten. In Einzelfällen, etwa bei hohen Wohnkosten, liegt er sogar über 9.000 Euro netto. Summen, die das Thema Sozialhilfe erneut in den Fokus rücken: Während viele Familien mit Vollzeitjobs kaum über 3.000 Euro im Monat verdienen, erhalten kinderreiche Bezieher durch die Summierung verschiedener Beihilfen ein Vielfaches davon.
Änderung des Systems dauert...
Die Stadt Wien verteidigt das bestehende System, will aber Änderungen umsetzen. Künftig sollen auch bei Kindern 25 Prozent der Leistungen als Anteil für die Wohnkosten gewertet und bei der Mietbeihilfe abgezogen werden – bisher galt das nur für Erwachsene. Außerdem sollen Bedarfsgemeinschaften, also Wohngemeinschaften von mehreren Einzelpersonen, künftig wie Paare behandelt werden, wodurch der Mindestsicherungssatz pro Person von 100 auf 70 Prozent sinkt.
Regierung will einheitliches System
Die Bundesregierung will langfristig ein einheitliches Sozialhilfesystem schaffen – doch die Umsetzung ist erst bis 2027 geplant. Kritiker fordern raschere Reformen und Obergrenzen für Großfamilien. Befürworter halten dagegen, dass Kinder nicht für systemische Schwächen verantwortlich gemacht werden dürfen. Der Fall der Familie mit zwölf Kindern zeigt, wie groß die Spannungen zwischen sozialer Verantwortung und finanzieller Belastung mittlerweile geworden sind. Wien steht dabei einmal mehr im Zentrum einer Grundsatzdebatte: Wie viel Unterstützung ist gerecht – und wo beginnt Überforderung für den Staat und die Steuerzahler?
(fd)