Streit um Trinkgeld-Steuer
Gastro läuft Sturm!
(29.04.2025) Inmitten der angespannten Budgetdebatte sorgt eine geplante Trinkgeld-Abgabe für heftige Diskussionen: Gerade einmal neun Millionen Euro soll die Maßnahme in die Staatskasse spülen – und dennoch entwickelt sich daraus ein großer Streit zwischen Politik, Wirtschaft und Sozialpartnern. „Ich verstehe nicht, warum man sich bei diesen Minisummen diese Schlacht antut, bei der wir kompromisslos bleiben müssen, das sind wir unseren Leuten schuldig“, erklärte Mario Pulker, Sprecher der österreichischen Gastronomie, gegenüber der „Krone“. Er verweist dabei auch auf die frühere Sektsteuer, die 19 Millionen Euro eingebracht hatte und 2020 abgeschafft wurde.
Angesichts eines Budgetlochs von zwölf Milliarden Euro wirken neun Millionen Euro aus einer Trinkgeld-Besteuerung wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Dennoch bleibt die Gastronomie bei ihrer kompromisslosen Ablehnung. Pulker kündigt an: „Wir werden mit allen Mitteln das Trinkgeld für unsere Mitarbeiter verteidigen.“ Auch andere Dienstleistungsbranchen sollen in den Protest eingebunden werden. Einen Rückhalt bekommt Pulker unter anderem von Peter McDonald, dem Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), der gegenüber der „Krone“ betonte, dass Trinkgelder als Zeichen der Wertschätzung vollständig beim Arbeitnehmer bleiben sollten.
Kritik gibt es nicht nur an der geplanten Besteuerung, sondern auch an der drohenden Bürokratisierung: Wird die Pauschalregelung abgeschafft, müssten künftig Trinkgelder individuell nach tatsächlicher Höhe versteuert werden – ein erheblicher Mehraufwand für Betriebe und Behörden. Pulker warnt: „Ein Bürokratiemonster für die Betriebe, ein behördlich orchestriertes Demotivationswerkzeug für die Mitarbeiter.“ Aktuell gelten in sieben von neun Bundesländern bereits Pauschalbeträge – etwa 43,60 Euro pro Monat für einen Kellner mit Inkassoberechtigung in Kärnten. In der Steiermark und Salzburg gibt es hingegen keine Pauschalen, wodurch dort höhere Steuerabgaben auf Trinkgeld möglich sind. Die Bundesregierung plant, diese unterschiedlichen Regelungen bundesweit zu vereinheitlichen.
Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu
In der Hochsaison beschäftigt der Tourismus rund 250.000 Menschen. Schon jetzt fehlen etwa 20.000 Fachkräfte. Pulker kritisiert, dass zusätzliche Belastungen die Situation verschärfen: „Unsere Fachkräfte sind weltweit gefragt – jede Erschwernis ist ein weiterer Tiefschlag bei der Mitarbeitersuche“, so der Wirtevertreter gegenüber der „Krone“. „Unsere jungen Mitarbeiter interessiert es nicht, ob sie in fünfzig Jahren zehn Euro mehr Pension bekommen – diese Menschen brauchen ihr Trinkgeld jetzt, auch um sich ein Leben aufzubauen.“
Entscheidung bis Juni
Das erste Doppelbudget der neuen Dreierkoalition soll am 18. Juni beschlossen werden. Bis dahin bleibt noch Spielraum, um die geplante Trinkgeld-Abgabe entweder einzuführen – oder doch zu kippen. Pulker macht abschließend deutlich: „Trinkgeld ist mehr als nur ein finanzieller Vorteil, es ist Teil unserer Gastronomiekultur. Daher: Finger weg!“
(fd/krone)