Sturm "enttäuscht und verärgert"

Nach später CL-Niederlage

(06.11.2024) Sturm Graz ist dem Ende der Durststrecke in der Champions League näher gerückt, hat sich aber wieder um den Lohn für viel Aufwand gebracht. Ausgerechnet bei Borussia Dortmund lief vieles auf den ersten Punktgewinn der Steirer in der Königsklasse hinaus, ehe der erste echte Grazer Patzer dem deutschen Favoriten den 1:0-Sieg bescherte. Christian Ilzer fasste den Gemütszustand seines Teams wohl treffend zusammen: "Wir sind enttäuscht und auch verärgert", meinte Sturms Coach.

Verdient mag der Erfolg von Schwarz-Gelb gegen Schwarz-Weiß am Dienstagabend gewesen sein. Schlussendlich war es aber Emanuel Aiwus kapitaler Fehlpass in der 85. Minute, der Donyell Malen den Siegestreffer bescherte. Dass Assistgeber Serhou Guirassy bei der Aktion um Millimeter nicht im Abseits stand, machte das Grazer Unglück perfekt. "Die späte Erlösung!", schrieb die "Bild"-Zeitung über das Tor des Niederländers. Nach dem Schlusspfiff atmete auch Nuri Sahin an der Seitenlinie durch. "Ich hätte gedacht, dass die Schere früher aufgeht, das ist nicht passiert", meinte Dortmunds Trainer.

"Riesenrespekt" gab es von Sahin ("Sie sind extrem viel gelaufen und haben uns das Leben schwer gemacht") für die Gäste aus der Steiermark. Diese konnten sich wenig darum kaufen. "Die Stimmung ist nicht gerade schön. Alle alle wissen, wie nahe wir dran waren an etwas Historischem", meinte Außenverteidiger Jusuf Gazibegovic. Mut spendete der Applaus der 6.000 angereisten Fans. Vorwürfe an Aiwu gab es keine. Der Innenverteidiger hatte wie die gesamte Hintermannschaft der Gäste zuvor eine staubtrockene Leistung gezeigt und den BVB-Angreifern wenig Raum zur Entfaltung gegeben.

Als der mit Wadenproblemen kämpfende Marcel Sabitzer bei den Dortmundern 25 Minuten vor Schluss vom Rasen musste, hatte Sturm für rund zehn Minuten sogar Oberwasser. Mika Biereth konnte einen Kopfball bei der besten Möglichkeit aus wenigen Metern jedoch nicht genau setzen. "In dieser Phase müssen wir in Führung gehen", analysierte Ilzer mit etwas Wehmut. "Wir haben gezeigt, dass wir uns auf dem Level wehren können, dass wir was kreieren können. Am Ende sind es aber immer die gleichen Punkte. Uns fehlt das Tor und es ist der eine oder andere Fehler zu viel, um zu punkten."

Er strich "wieder einmal" den Lerneffekt hervor. Der soll im nächsten Spiel den nächsten Schritt nach vorne bringen. In drei Wochen hat Sturm in Klagenfurt Girona zu Gast. "Ich hoffe, dass wir uns da endlich mit Punkten belohnen", sagte Ilzer. Die Spanier halten nach einem 0:4 bei PSV Eindhoven bei einem Sieg und nun drei Niederlagen in der Champions League.

1:6 lautet nun Sturms Torverhältnis nach vier Spieltagen der Ligaphase. Der Doublesieger bekommt demnach nicht viele Tore, schießt aber auch kaum welche. Beim 1:2 in Brest fiel der Treffer der Steirer aus einem Eigentor. Nach Girona warten auf Sturm noch Auswärtspartien bei Lille und Atalanta Bergamo und zum Abschluss der Heimauftritt gegen RB Leipzig. Die Sachsen stehen nach vier Partien ebenfalls noch ohne Zähler da.

Sturm - so hielt Ilzer schon etwas nachdenklich fest - wird sich weiter steigern müssen. Auch, wenn die Luft dünn wird. "Am Ende kann man sagen, wir haben eine Leistung gebracht, wo wir schon ans Limit gegangen sind. Aber wenn wir damit zufrieden sind, werden wir nach acht Spielen auch null Punkte haben", merkte Sturms Meistermacher an. Für sein Team heißt es nun wieder daheim ankommen. Am Samstag wartet Hartberg als Gegner. Profertil Arena statt Signal Iduna Park, 5.000 statt 80.000 Zuschauer. Danach können die Grazer in der Länderspielpause einmal durchatmen.

(apa/mc)

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