Terror in Wien

Dritter Jahrestag

(02.11.2023) "Schleich di du Oaschloch" Dieser Satz prägt den Terroranschlag in Wien vor drei Jahren und wird wohl für immer damit verbunden sein. Das offizielle Österreich hat heute an die Opfer des Terror-Anschlags in der Wiener Innenstadt vor drei Jahren erinnert. Beim Gedenkstein am Desider-Friedmann-Platz gedachten unter anderem Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vize Werner Kogler (Grüne) der vier getöteten Menschen mit einer Kranzniederlegung. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: "Gedenken heißt, sich all jener zu erinnern, die bei diesem sinnlosen Akt der Gewalt ermordet oder verletzt wurden."

An der Gedenkveranstaltung nahmen neben Kanzler und Vizekanzler auch Innenminister Gerhard Karner, Bildungsminister Martin Polaschek (beide ÖVP), Justizministerin Alma Zadić (Grüne), der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) teil. Unter den Augen zahlreicher bewaffneter Polizisten und Soldaten wurden zwei Kränze und Kerzen niedergelegt, musikalisch begleitet von der Polizeimusik Wien. Auch heute Abend wird gegen Rassismus und Terror auf die Straße gegangen.

"Gedenken heißt, unser tiefstes Mitgefühl den Familien und Angehörigen der Getöteten auszusprechen, die bis heute darunter leiden", so Kanzler und Vizekanzler weiter. "Denn bei allem Leid, das Terroristen anrichten können, werden sie nie ihr Ziel erreichen. Denn unsere freie, demokratische und liberale Gesellschaft ist stärker als der Terror." Gedenken heiße aber auch, daran zu erinnern, "wie die Menschen in diesem Land an diesem Tag zusammengehalten und sich gegenseitig geholfen haben."

Auch heute sehe man Versuche jener, "die unsere Gesellschaft spalten und Gewalt provozieren wollen (...) Wir sehen jene, die die einen gegen die anderen ausspielen wollen und Hass schüren, um eine aufgeheizte Stimmung zu erzeugen", betonten Nehammer und Kogler. Insbesondere in Sozialen Medien, wo Terrororganisationen und Hassprediger glauben würden, leichtes Spiel zu haben, sei dies traurige Realität. "Doch wir werden ihnen keine Chance geben. Österreich hat damals in schwierigsten Stunden zusammengehalten und wird das auch in Zukunft tun", so Nehammer und Kogler.

Und weiter: "Egal welche Gründe - ob Ideologie oder Religion - vorgeschoben werden, Gewalt und Terror dürfen nie relativiert oder gar gerechtfertigt werden. Wir stehen heute und jeden Tag gemeinsam für den Frieden, für Zusammenhalt und gegen Gewalt. Wir werden auch weiterhin unsere Werte mit allen Mitteln des Rechtsstaates verteidigen und jenen, die unsere Freiheit angreifen, klare Grenzen aufzeigen."

Auch Bundespräsident Alexander van der Bellen gedachte der Opfer. Wie schon im Vorjahr nannte er auf Twitter (X) die Vornamen der Opfer und schrieb: "Wir denken an: Gudrun. Nedjip. Qiang. Vanessa. Jene, die damals ihr Leben und ihre Gesundheit riskiert haben, um andere zu beschützen - sie haben uns alle verteidigt. Alles, was Österreich ist, woran wir glauben und wofür wir stehen. Wir lassen nicht zu, dass der Hass uns spaltet."

"Wir trauern um die Opfer, die von einem islamistischen Attentäter angegriffen wurden, und fühlen mit ihren Angehörigen", gedachte auch FPÖ-Parteiobmann Herbert Kickl der Opfer in einer Aussendung. Er sparte am dritten Jahrestag des Anschlags aber auch nicht mit Kritik an der Bundesregierung. Der Anschlag hätte verhindert werden können, die Verantwortung für die Verfehlungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz habe der heutige Kanzler und damalige Innenminister Karl Nehammer nie übernommen, kritisierte Kickl. Das "Tragische" sei aber: "Die Terrorgefahr in Österreich ist heute durch den aufgeflammten Nahost-Konflikt größer denn je. Die Folgen der Willkommenspolitik von ÖVP, Grünen, SPÖ und NEOS wurden in den letzten Wochen deutlich sichtbar", so Kickl, der einmal mehr einen "Asylstopp" sowie den Rücktritt der Bundesregierung forderte. Erst zu Halloween wurde ein jüdischer Friedhof verwüstet, von den Tätern fehlt weiterhin jede Spur.

Am 2. November 2020 eröffnete ein 20-jähriger Islamist in der Nähe des Desider-Friedmann-Platzes kurz vor 20 Uhr das Feuer und lief unter anderem durch die Wiener Seitenstättengasse sowie das "Bermuda-Dreieck", einem beliebten Ausgehviertel, in dem viele Menschen den letzten Abend vor einem anstehenden Lockdown verbrachten. Dabei tötete er vier Menschen und verletzte mehr als 20 weitere teils schwer, bevor er nach neun Minuten von einem Beamten der Sondereinheit WEGA durch einen tödlichen Schuss gestoppt wurde.

(fd/apa)

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