Trauerfeier für Fabian (8)
Schwere Stunden für alle
(15.10.2025) Rund 700 Menschen haben am Dienstagabend in Güstrow Abschied vom achtjährigen Fabian genommen. Die Marienkirche war überfüllt, vor dem Eingang brannten Kerzen, Plüschtiere lagen auf den Stufen – Zeichen stiller Trauer und Fassungslosigkeit. Ursprünglich war die Zusammenkunft als Fürbitte geplant, doch nach dem Fund einer Kinderleiche in einem nahegelegenen Waldstück wurde sie zu einem Ort des Abschieds.
„Wir wollten den Menschen einen Ort geben, an dem sie Halt finden können“, sagte eine Gemeindepädagogin. Viele Anwesende kannten Fabian persönlich oder hatten in den vergangenen Tagen selbst nach ihm gesucht. Die Anteilnahme in der Stadt ist groß – ebenso wie die Bestürzung über das, was geschehen ist.
Seit dem Fund der Kinderleiche steht fest: Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Die Ermittler sprechen von einem „Hinweis auf Fremdverschulden“. Noch am heutigen Mittwoch soll ein naher Angehöriger den Leichnam identifizieren. Danach wird eine Obduktion durchgeführt, um Todesursache und Zeitpunkt des Todes zu klären. Rund um den Fundort bei Klein Upahl durchkämmen Dutzende Einsatzkräfte das Gelände. Spürhunde, Kriminaltechniker und Ermittler der Mordkommission sichern Spuren und befragen Anwohner. Hinweise aus der Bevölkerung werden weiter ausgewertet, neue Spuren geprüft.
Fabian war am Freitagnachmittag mit Erlaubnis seiner Mutter allein aus dem Haus gegangen – und nicht zurückgekehrt. Gegen 20.30 Uhr meldete die Mutter ihn als vermisst. In den folgenden Tagen suchten über 100 Einsatzkräfte mit Hunden, Drohnen und einem Hubschrauber nach dem Jungen. Spürhunde hatten zwischenzeitlich eine Fährte bis zum Omnibusbahnhof in Güstrow aufgenommen, die sich dann verlor. Auch bei Zehna, wo Fabians Vater lebt, wurden Spuren untersucht – ohne Ergebnis. Am Montagabend schlugen mehrere Leichenspürhunde an einem See nahe Klein Upahl an. Wenig später fanden Einsatzkräfte in einem Waldstück unweit des Sees die Leiche eines Kindes.
An Fabians Grundschule herrscht Trauer und Sprachlosigkeit. Lehrkräfte und Mitschüler werden von Psychologen betreut, die Stadt hat einen Ort der Stille eingerichtet. Eltern, Freunde und Nachbarn versuchen, Trost zu spenden – und gleichzeitig Antworten zu finden. „Es ist unbegreiflich, was hier passiert ist“, sagte eine Nachbarin. „Wir haben alle gehofft, dass er einfach irgendwo Unterschlupf gefunden hat.“
Die Ermittler bitten um Geduld
Die Staatsanwaltschaft betont, dass die Ermittlungen erst am Anfang stehen. Hinweise auf mögliche Tatverdächtige gibt es bislang nicht. „Wir werden alle Spuren sorgfältig prüfen“, erklärte ein Sprecher der Behörde. Während die Ermittler weiterarbeiten, bleibt Güstrow in stiller Trauer vereint – im Gedenken an einen achtjährigen Jungen, dessen kurzes Leben ein ganzes Land erschüttert.
(fd)