OÖ: Leichen am Gang
Spitäler im Ausnahmezustand
(17.11.2021) Augenzeugen berichten von schrecklichen Szenen in Oberösterreichs Spitälern: Immer mehr Mitarbeiter im Gesundheitsbereich denken über eine Kündigung nach.
"Die Leichen mussten wegen Überfüllung am Gang abgestellt werden."
Was es für das Gesundheitspersonal im Alltag bedeutet, zeigt ein Stimmungsbericht der APA: Von Sonntag auf Montag waren laut einer Insiderin in einem Krankenhaus so viele Todesfälle, dass die Pathologie nach einer Nacht am Limit war. "Die Leichen mussten wegen Überfüllung am Gang abgestellt werden", schilderte Pflegefachkraft Monika (Name von der Redaktion geändert) im APA-Gespräch die aktuellen Zustände.
Normalerweise werden die Verstorbenen für ihre Angehörigen noch hergerichtet und die Haare werden gemacht, wenn Hinterbliebene im würdigen Rahmen Abschied nehmen wollen. Doch bei hochinfektiösen Leichen, ist das nicht so. "Corona-Tote steckst du nackt in einen luftdicht verschlossenen Plastiksack, zippst zu und das war's."
Geschlossene Stationen
Um Belegschaften für die Corona-Patienten freizuspielen, werden Stationen geschlossen. Die Stimmung ist erschöpft. "Es brennt und du nimmst keinen Feuerlöscher, sondern Benzin", sagt Pflegefachkraft Monika. Triaden, in denen zwischen Leben und Tod entschieden wird, sind mittlerweile kein Einzelfall mehr. Erst vor kurzem sei eine betagte Frau eingeliefert worden, die nur noch 50 Prozent Sauerstoffsättigung aufwies. Normalerweise wäre dies ein Intensivfall, sagt Monika, aber es sei kein Platz frei gewesen. Die Dame war zäh und überlebte. "Da war auch Glück dabei."
"150 Überstunden haben derzeit alle stehen."
Kaum aus dem Dienst läutet das Handy oder eine Nachricht kommt herein, mit der Frage, ob man einspringen kann. "Man denkt nicht an Absage", sagt sie. Die Entwicklung macht ihr Angst, denn sogar ältere würden über Kündigung nachdenken, würden sogar auf die Abfertigung verzichten. Die Stellenausschreibungen der Spitäler werden immer mehr und es kommen wenig Neue nach.
Ihr derzeit größter Wunsch in dieser Welle: "Ich will keinen Bonus, der außerdem noch nicht ausbezahlt wurde. Ich will mein planbares Leben zurück." Ihre Hoffnung beruht auf Frühjahr 2022.
(IS/fd/APA)