Beleglotterie für Kundinnen?
Oder doch eher für die Finanz?
(12.12.2025) Die Bundesregierung plant ein neues Anreizsystem für Konsumenten: Ab Herbst 2026 soll in ganz Österreich eine sogenannte Beleglotterie starten. Ziel ist es, Menschen dazu zu bewegen, Kassenzettel – vor allem digitale – mitzunehmen und einzureichen. Das berichtet die „Krone“.
Monatlich 2500 Euro für 100 Gewinner
Wie Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) ankündigt, sollen künftig jeden Monat 100 Gewinner jeweils 2500 Euro erhalten. Zusätzlich sind bis zu zwei Sonderziehungen pro Jahr geplant, bei denen jeweils 250.000 Euro ausgeschüttet werden. Insgesamt stellt der Staat dafür rund vier Millionen Euro pro Jahr bereit. „Um Anreize für die Mitnahme von digitalen Belegen zu schaffen, wird ab Herbst 2026 eine Beleglotterie eingeführt“, erklärt Marterbauer laut Krone. Die Maßnahme soll die sogenannte Belegkultur stärken und verhindern, dass Umsätze an der Registrierkasse vorbeigeschleust werden.
Teilnehmen können Konsumenten über eine neue App mit dem Namen „Fon+“. Darüber lassen sich digitale Belege sowie gescannte Kassenzettel hochladen und verwalten. Voraussetzung ist ein Mindestalter von 18 Jahren. Ein Zugang zu FinanzOnline ist nicht nötig. Eingereicht wird ausschließlich der QR-Code des Belegs. Dieser enthält Informationen über Verkäufer, Betrag und Steuer, jedoch keine Details zu gekauften Produkten oder konsumierten Speisen. Das betont das Finanzministerium ausdrücklich. Die Gewinner werden zufallsbasiert gezogen und per Push-Nachricht am Smartphone verständigt.
Hintergrund: Digitaler Kassenbon
Die Beleglotterie steht im Zusammenhang mit der geplanten Abschaffung der Beleg-Ausdruck-Pflicht. Künftig sollen digitale Kassenbons stärker genutzt werden. Das Finanzministerium erhofft sich dadurch weniger Schwarzumsätze und höhere Steuereinnahmen.
Vorbild aus dem Ausland
Ganz neu ist die Idee nicht. Wie die Krone berichtet, gibt es ähnliche Modelle seit Jahrzehnten in anderen Ländern. Taiwan führte bereits in den 1950er-Jahren eine Beleglotterie ein. Malta setzt seit 1997 auf ein entsprechendes System, Italien verlost jährlich rund 36 Millionen Euro, Griechenland etwa 12 Millionen Euro. Besonders häufig verweist das Finanzministerium auf Portugal, wo eine Beleglotterie von 2014 bis 2023 lief. Laut BMF lagen die Kosten dort deutlich unter dem finanziellen Nutzen. Auch Polen und die Slowakei setzen auf vergleichbare Modelle.
Nutzen umstritten
Der tatsächliche Effekt bleibt jedoch umstritten. Internationale Erfahrungen gelten als gemischt, eine genaue Wirkung sei schwer messbar. Kritiker bezweifeln, dass mit der Lotterie gezielt Steuerbetrug bekämpft werden kann – zumal viele Konsumenten ohnehin regelmäßig Kassenzettel erhalten, auch ohne danach zu fragen. Ob die Beleglotterie in Österreich hält, was sich die Regierung davon verspricht, wird sich frühestens nach dem Start im Jahr 2026 zeigen.
(krone/fd)