Corona: Weniger Verbrechen

Zahlen aus den USA

(14.04.2020) Kriminelle haben es in Corona-Zeiten schwer, das zeigt sich auch in den USA. Eine weitere gute Nachricht: Vor Schulmassakern muss derzeit niemand Sorge haben. Doch es gibt auch Anlass zur Sorge in Zeiten, in denen die Straßen leer gefegt, Schulen geschlossen und die meisten Menschen zu Hause sind. Mal wieder sind die weit verbreiteten Waffen das Problem.

Wie in Europa beobachten in diesen Wochen auch die Behörden in den USA einen Rückgang von Straftaten. Seit die Menschen in New York vor fast vier Wochen angehalten wurden, zu Hause zu bleiben, ging die Zahl der Festnahmen wegen schwerer Verbrechen und anderer Vergehen deutlich zurück: in New York City um 43,3 Prozent, im Rest des Bundesstaates sogar um 68,8 Prozent, wie es aus dem Büro des Gouverneurs für den Zeitraum vom 18. bis 24. März hieß.

In Los Angeles wurden im März 23 Prozent weniger Straftaten verzeichnet als im Vorjahresmonat, in Washington ist der Trend ähnlich. Verrammelte Läden, leer gefegte Straßen, belebte Wohnungen und Häuser: Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben Kleinkriminellen und Verbrechern die Grundlage entzogen. "Vor vielen Jahren sagte ein Kollege einmal scherzhaft, dass die Straßenkriminalität reduziert werden kann, wenn man (den Kriminellen) die Straße wegnimmt. Das ist im Grunde das, was die Städte getan haben", sagt der Kriminologe von der Northeastern-Universität in Boston, James Alan Fox.

Gleichzeitig gebe es mehr "Gelegenheiten" für häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch. "Die Nerven liegen ohnehin blank, den Menschen fällt es schwer, damit umzugehen, drinnen zu bleiben. Sie streiten mit ihren Partnern und ihren Kindern", sagt Fox. Erschwerend komme hinzu, dass sich Opfer häuslicher Gewalt zu Hause gefangen fühlten. Es herrsche Angst, Schutzräume wie z. B. Frauenhäuser aufzusuchen, die als "Brutstätten für das Virus" wahrgenommen würden.

In der Corona-Krise macht per WhatsApp ein Spruch die Runde: "Wenigstens haben wir einen Weg gefunden, vorübergehend Schul-Shootings zu stoppen." "Das ist definitiv wahr! Das Risiko von Massenerschießungen ist geringer, wenn jeder zu Hause ist und Schulen und andere öffentliche Plätze geschlossen sind", sagt Margaret Gleason. Sie ist Studentin an der Georgetown-Universität in der US-Hauptstadt Washington und engagiert sich bei der Protestbewegung "March For Our Lives", die sich für Maßnahmen zur Kontrolle von Schusswaffen stark macht. Gleason geht allerdings nicht so weit, das geringere Risiko für Zwischenfälle an Schulen oder auf öffentlichen Plätzen als "positiven Aspekt der Krise" zu bezeichnen. Sie warnt, dass das Risiko der Waffengewalt in der Krise zugenommen habe.

Viele Amerikaner haben sich mit Waffen und Munition eingedeckt - was die Lage insbesondere mit Blick auf häusliche Gewalt zu verschärfen droht. Massenerschießungen sind nur Teil des Problems der weiten Verbreitung von Schusswaffen. Das Risiko häuslicher Gewalt sei derzeit akuter denn je, sagt Aktivistin Gleason. Zudem sei zu befürchten, dass es in Folge der Krise mehr Suizide geben könnte - und die Menschen dafür zur Waffe griffen.

"Leider werden Waffen, die ausgiebig zum Selbstschutz und zum Schutz der Familie gekauft werden, am Ende gegen die Familie gerichtet, wenn man in Streit gerät", sagt Kriminologe Fox. Niemand rüste sich, um dem Nachbarn Brot oder Toilettenpapier wegzunehmen, falls es knapp werde. Menschen seien in Zeiten wie diesen viel kooperativer.

Der Bürgermeister von Baltimore, Bernard Jack Young, richtete angesichts der Corona-Krise schon vor einigen Wochen einen dramatischen Appell an seine Bürger, ihre Waffen niederzulegen: "Wir können unsere Krankenhäuser und ihre Betten nicht mit Menschen verstopfen, auf die sinnlos geschossen wird, weil wir diese Betten für Menschen brauchen, die mit dem Coronavirus infiziert sind."

Wissenschafter Fox hält den Rückgang der Kriminalität für ein temporäres Phänomen. "Leider denke ich, dass die Dinge wieder dahin zurückgehen, wo sie vorher waren", sagt er. "Ich denke, es ist eine Pause, keine Lösung." Eine Hoffnung äußert er aber: Das Land könnte durch die Corona-Krise möglicherweise wirklich weniger Massaker sehen - aus dem Grund, dass das Thema im Bewusstsein der Menschen in den Hintergrund trete.

Eine solche Entwicklung habe es nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegeben. "Als 9/11 passiert ist, haben die Leute aufgehört, über Schulmassaker zu reden", sagt Fox. Die Aufmerksamkeit habe sich vier Jahre lang auf eine andere Bedrohung gerichtet: den Terrorismus, Al-Kaida, Osama bin Laden. Shootings im größeren Ausmaß habe es in dieser Zeit nicht gegeben. Die aktuelle Krise könnte einen ähnlichen Effekt haben.

(APA/gs)

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