Einzelhandel leidet

(09.12.2025) Während die Einkaufsstraßen eigentlich voller Menschen sein sollten, bleibt die große Weihnachtsstimmung im Handel heuer vielerorts aus. Der Grund: Die Konsumlaune ist gedämpft – und immer mehr Menschen kaufen ihre Geschenke nicht mehr im Geschäft ums Eck, sondern bei Billigplattformen wie Temu, Shein oder AliExpress. Das trifft den stationären Handel in Deutschland und Österreich hart. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt deutlich, wie stark sich das Einkaufsverhalten verändert: Jeder Fünfte kauft Weihnachtsgeschenke bereits bei asiatischen Online-Shops – oder plant es noch. Besonders gefragt sind günstige Mode, weihnachtliche Deko, Spielzeug und Haushaltswaren.

Für den deutschen Handel rechnet der Handelsverband (HDE) allein im November und Dezember mit bis zu einer Milliarde Euro Umsatz, die an Temu und Shein verloren gehen. Das Weihnachtsgeschäft entscheidet traditionell über das gesamte Jahr – fällt es schwach aus, bleibt es für viele Geschäfte wirtschaftlich eng. In Österreich zeigt sich ein sehr ähnliches Bild: Der Handelsverband warnt ebenfalls vor einer zunehmenden Verlagerung der Einkäufe ins Ausland. Vor allem Modehändler und preisorientierte Anbieter sind erheblich betroffen – der Konkurrenzdruck durch ultra-billige Produkte aus Fernost steigt stetig. Viele Unternehmen sprechen von einem der schwierigsten Weihnachtsgeschäfte seit Jahren.

Der Erfolg der Billigplattformen lässt sich klar erklären: extrem niedrige Preise, eine riesige Auswahl und Rabatte das ganze Jahr.

Studien zeigen:

• 71 % der Kund:innen schätzen die enorme Produktauswahl
  
• 54 % nutzen die dauerhaft günstigen Angebote
  
• 44 % stöbern einfach gern auf den Plattformen
  

Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen sparen müssen, greifen Konsument:innen häufiger zu billigeren Alternativen – selbst wenn diese aus dem Ausland kommen.

Doch die Kritik wächst: Qualität, Sicherheit, Arbeitsbedingungen

Gleichzeitig haben die Plattformen ein massives Imageproblem. Denn auch das zeigt die YouGov-Umfrage:

• 45 % zweifeln an der Qualität der Produkte
  
• 41 % sorgen sich um Schadstoffe
  
• 32 % bemängeln fehlende Sicherheitsstandards
  
• 27 % haben ethische Bedenken – etwa wegen Arbeitsbedingungen oder Umweltbelastung
  

Zudem kommen laut HDE bis zu 400.000 Pakete pro Tag von Temu und Shein nach Deutschland – in Österreich sind es ebenfalls enorme Mengen. Das sorgt nicht nur für Kritik an den ökologischen Auswirkungen, sondern auch an unfairen Wettbewerbsbedingungen, etwa durch fehlende Produktprüfungen oder niedrige Zölle.

Auffällig ist auch: Klassische Rabattaktionen wie der Black Friday verlieren an Bedeutung. Laut einer Studie des IFH Köln sagt jeder Dritte, dass die Rabattwoche für ihn an Reiz verloren hat. Ein Grund: Temu, Shein & Co. bieten ganzjährig Preise, die selbst Black-Friday-Rabatten Konkurrenz machen.

Einzelhandel in der Krise – Insolvenzen steigen

Der Druck zeigt Folgen: Laut Allianz Trade gab es im Zeitraum von August 2024 bis August 2025 in Deutschland 2.490 Insolvenzen im Einzelhandel – der höchste Wert seit fast zehn Jahren. Experten sehen einen klaren Zusammenhang: Der rapide Aufstieg asiatischer Billigportale verschärft den Wettbewerb massiv und setzt Händler zusätzlich unter Druck, die ohnehin mit hohen Kosten und zurückhaltenden Kund:innen kämpfen. In Österreich berichten Handelsvertreter ebenfalls von steigenden finanziellen Problemen und einer zunehmenden Zahl an Geschäftsaufgaben. Vor allem in kleineren Gemeinden stehen immer mehr Ladenlokale leer.

Temu, Shein und AliExpress haben sich etabliert

Temu, Shein und AliExpress haben sich bei Konsument:innen etabliert – und zwar nicht als Trend, sondern als feste Einkaufsalternative. Für den heimischen Handel bedeutet das eine strukturelle Herausforderung, die weit über das Weihnachtsgeschäft hinausgeht.

(fd)