Extremhitze: 30 Tote in Thailand
Gefühlte Temperatur: 57 Grad!
(02.05.2024) Seit Jahresbeginn sind in Thailand laut den dortigen Gesundheitsbehörden bereits 30 Personen in Folge von hitzebedingten Erkrankungen gestorben. Extremtemperaturen haben die Hauptstadt Bangkok und zahlreiche weitere Regionen seit Wochen fest im Griff. Auch große Teile Südostasiens ächzen derzeit unter der Hitzewelle. Experten warnen vor längeren Aufenthalten im Freien.
Regelmäßig geben die thailändischen Behörden Warnungen heraus, weil der Hitzeindex - die gefühlte Temperatur mit Blick auf die Luftfeuchtigkeit und andere Faktoren - speziell in der Mittagszeit bei über 52 Grad liegt. Seit Jahresbeginn sind laut Gesundheitsbehörden im Land schon 30 Menschen durch hitzebedingte Erkrankungen gestorben.
Die Thailänder sind an hohe Temperaturen gewöhnt, speziell im April, dem traditionell heißesten Monat des Jahres. Aber so schlimm wie in diesem Jahr sei es fast noch nie gewesen, erzählen Einwohner. Sogar in der Nacht gibt es keine Abkühlung. Die Werte sinken kaum unter 30 Grad.
Thailand ist kein Einzelfall. Auch andere Länder in Südostasien und in Südasien melden Hitzerekorde - speziell die Philippinen, Bangladesch und Vietnam. So klagt Südvietnam mit der Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon) über die längste Hitzewelle seit 30 Jahren. Seit Jahresbeginn lagen die Tageswerte Meteorologen zufolge fast immer bei über 35 Grad. In einigen Regionen wurden zuletzt sogar Temperaturen von rund 40 Grad gemessen.
"Es ist so heiß, dass ich nur am frühen Morgen Landwirtschaft betreiben kann", sagte der Farmer Pham Van Bau. "Ich mache mir große Sorgen, dass die Fische in meinen Teichen wegen des extrem warmen Wassers sterben werden." Wie auch in Thailand hat die Gluthitze den Stromverbrauch zu Allzeit-Rekorden getrieben.
Verantwortlich ist Experten zufolge vor allem das gefürchtete Klimaphänomen El Niño. Die Weltwetterorganisation (WMO) hatte im vergangenen Jahr bestätigt, dass erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen herrschen - und vor extremen Wetterereignissen gewarnt. "El Niño wird im Juni enden, aber die Temperaturen könnten in vielen Ländern in der ersten Hälfte dieses Jahres in die Höhe schießen", erklärte der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat schon vor Wochen und warnte vor einer historischen Hitzeperiode speziell in Teilen Asiens.
Bangladesch erlebt derzeit sogar die längste Hitzewelle seit mindestens 75 Jahren. "Ich habe noch nie eine solche Gluthitze erlebt", sagte der 38-jährige Aminur Rahman aus der Hauptstadt Dhaka. Um seine fünfköpfige Familie über Wasser zu halten, arbeitet er als Rikschafahrer. Derzeit schaffe er gerade einmal zwei Stunden pro Tag. Doch es kämen ohnehin kaum Kunden - auch in Dhaka bleiben die Menschen lieber in kühleren Innenräumen. Innerhalb weniger Tage starben mindestens zehn Menschen an einem Hitzschlag. Vorsorglich wurden Schulen geschlossen - ebenso wie auf den Philippinen.
Für den Inselstaat sagte das nationale Wetteramt einen alarmierenden Hitzeindex voraus: Die gefühlte Temperatur könnte in den nächsten Tagen und Wochen 57 Grad erreichen und eine "extreme Gefahr" darstellen. Wegen der erhöhten Nachfrage nach Strom zur Betreibung von Klimaanlagen drohten Ausfälle. "Unser Stromnetz ist überlastet, weil es so heiß ist", warnte Präsident Ferdinand Marcos Jr.
Die Gesundheitsbehörden forderten die Bevölkerung auf, sich mit Schirmen und Sonnenhüten zu schützen und viel Wasser zu trinken. In Valenzuela, einer Vorstadt von Manila, setzte die lokale Regierung kostenlose mobile Duschen ein. Damit will sie vielen Bürgerinnen und Bürgern, die in der Region unter Wasserknappheit leiden, Abkühlung verschaffen. Auch soll so Hitzschlägen vorgebeugt werden.
El Niño hat nichts mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun. Es ist ein natürlich alle paar Jahre auftretendes Wetterphänomen, das mit der Erwärmung des Meerwassers im tropischen Pazifik und schwachen Passatwinden einhergeht. Das Phänomen kann aber die Folgen des Klimawandels verschärfen, weil es einen zusätzlich wärmenden Effekt hat. Auswirkungen gibt es vor allem in Südostasien, Australien, Afrika und Mittelamerika.
(apa/mc)