Fall Leonie: Neue Wendung
Neue Details im brisanten Fall
(24.10.2022)
Nach einer krankheitsbedingten Pause ist am Montag der Prozess gegen drei junge Männer, die sich im Zusammenhang mit dem Tod einer 13-Jährigen wegen Vergewaltigung mit Todesfolge und schweren sexuellen Missbrauchs am Wiener Landesgericht verantworten müssen, fortgesetzt worden. Der Zweitangeklagte relativierte am fünften Verhandlungstag seine Aussage.
Der mittlerweile 19-Jährige gab nun zu, auch mit der 13-Jährigen sexuell verkehrt zu haben. Der Beschuldigte, der in der Tatwohnung gewohnt hat, habe stets behauptet, mit dem Mädchen nur gekuschelt zu haben. Allerdings widerlegten DNA-Spuren diese Version. "Ich hätte das vorher sagen sollen, aber ich hatte Angst", meinte er. Es habe sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt. "Ich entschuldige mich dafür, dass ich das nicht vorher gesagt habe." Bei allen anderen Angaben hätte er bisher die Wahrheit gesagt.
Auf die Frage eines Beisitzers, warum er deshalb Angst gehabt habe, meinte der Angeklagte: "Ich habe mich geschämt." Auch die erneute Frage nach dem Warum: "Ich weiß es nicht."
Der Anwalt der Angehörigen, Florian Höllwarth, wollte wissen, ob er sich auch wegen etwas Anderem in dieser Tatnacht schäme. "Was meinen Sie?", fragte der 19-Jährige.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten das Mädchen am 26. Juni 2021 in einer Wohnung in Wien-Donaustadt in Missbrauchsabsicht unter Drogen gesetzt und sich dann an der 13-Jährigen vergangen haben. Das Mädchen überlebte den Drogencocktail nicht. Das Obduktionsgutachten ergab, dass die 13-Jährige infolge der Suchtmittelvergiftung und Ersticken eines gewaltsamen Todes starb.
Die Männer afghanischer Abstammung sind zwischen 19 und 24 Jahre alt. Für den Ältesten, der am fünften Prozesstag Geburtstag hat und im Tatzeitpunkt erwachsen war, geht es im Fall eines Schuldspruchs um zehn bis 20 Jahre oder lebenslang. Die beiden anderen müssten bei einer anklagekonformen Verurteilung mit bis zu 20 Jahren rechnen.
Mit dem Verhandlungstag am Montag sind noch zwei weitere Termine vorgesehen, die Urteile sollen bei planmäßigem Verlauf am 2. Dezember fallen. Am Montag standen die Befragungen weiterer Zeugen auf dem Programm.
(MK/APA)