Femizide: Neue Erkenntnisse
Wien und Tirol
(01.12.2021) Eine Frau ist gestern tot in ihrem Kellerabteil in Wien-Brigittenau entdeckt worden. Nun liegt auch das Obduktionsergebnis vor: "Tod durch Ersticken", berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich. "Das heißt, ein Fremdverschulden liegt vor. Dementsprechend werden die Ermittlungen weitergeführt." Nach dem Lebensgefährten wird gefahndet. Er dürfte sich ins Ausland abgesetzt haben, sein Auto wurde am Flughafen Wien-Schwechat gefunden.
Flugticket in den Iran
Laut der Tageszeitung "Der Standard" (Mittwoch-Ausgabe) hatte sich der Mann ein Flugticket in den Iran gekauft - für sich alleine. "Es hat Reisedatenerfassungen gegeben und man hat feststellen können, dass er sich ein Ticket in den Iran gekauft hat und scheinbar die Reise angetreten hat", bestätigte Polizeisprecher Dittrich. Der 64-Jährige besitzt die kanadische und iranische Staatsbürgerschaft.
Einige Tage Vorsprung
Bis die 60-Jährige gefunden wurde, hatte es einige Zeit gedauert. Die Frau war von ihrer Tochter am 21. November als vermisst gemeldet worden. Diese hatte das letzte Mal zwei Tage zuvor, am 19. November, gegen 22.30 Uhr Kontakt mit ihr. An dem Tag, als die Abgängigkeitsanzeige erstattet wurde, hielt die Polizei Nachschau an der Wohnadresse und auch im Keller der Frau. In der Wohnung wurden keine Kampfspuren oder Hinweise auf Gewaltanwendung entdeckt.Laut Dokumentation der Polizei wurden im Zuge der Ermittlungen auch diverse Abfragen durchgeführt - bei der Rettungszentrale bzw. dem Rettungsdienst, in den Spitälern, der Anhaltedatei und Haftanstalten. Eine Handyortung sei ergebnislos verlaufen.
Freunde finden Auto am Flughafen
Auch nach dem Pkw sei in der Wohnumgebung gesucht worden, ebenfalls ergebnislos. Eine Anfrage bezüglich der Ortung des Wagens sei im Gang gewesen. Laut "Standard" fanden schließlich Freunde und Bekannte der Toten das Fahrzeug am Wiener Flughafen in Schwechat und meldeten es den Ermittlern. Bei der Staatsanwaltschaft hatte die Polizei eine Anordnung eingeholt, um die Konten des 64-Jährigen einsehen zu können.
Mysteriöse Whatsapp-Nachrichten
In dem Zeitungsartikel wurde auch geschildert, dass mehrere Personen aus dem Bekanntenkreis der Familie am Tag der Sicherstellung des Fahrzeuges am Flughafen Nachrichten via Whatsapp erhalten hätten. "Weißt du schon was über (Name der Mutter)", sei da gestanden, hieß es. "Check the Shortage, I'm sorry" - zu Deutsch: "Check die Knappheit, Es tut mir leid", habe jemand an den Sohn der Verstorbenen geschrieben. Die Kinder glaubten, dass das der Mann ihrer Mutter sei, unter einer falschen Nummer. Und dass er sich vertippt habe. Statt "Shortage", so glaubten sie laut "Standard", wollte er "Storage" schreiben - Lagerraum. Vonseiten der Polizei gab es auf APA-Nachfrage keine Bestätigung über diese Whatsapp-Nachrichten. Die Geschwister hätten auch selbst im Keller nachgesehen,"leider nicht gründlich genug", wurden sie im "Standard" zitiert.
Leiche gestern gefunden
Am gestrigen Dienstagvormittag, gegen 10.45 Uhr, durchsuchten schließlich Polizeibeamte mit einem Diensthund erneut das Wohnhaus der Frau. Der Hund führte die Ermittler schließlich zu der Toten, die im Kellerabteil unter Gegenständen vergraben lag. "Die Leiche der Frau wurde bewusst so versteckt, dass man wirklich aktiv danach suchen musste. Man musste Reifen und Decken wegräumen, sie war sehr gut verborgen", schilderte Dittrich. Ein Verwesungsgeruch sei nicht feststellbar gewesen. Wann genau die Frau gestorben ist, war vorerst nicht bekannt. "Der genaue Todeszeitpunkt liegt mir nicht vor", so der Polizeisprecher.
Angehörige: Polizei hat zu langsam ermittelt
Im "Standard" erhoben die Angehörige auch Vorwürfe gegen die Polizei. Zehn Tage lang sei trotz eindeutiger Hinweise und mehrmaliger Kontaktaufnahmen zu wenig und zu langsam ermittelt worden, beklagten der Sohn und die Tochter des Opfers. Die Polizei bestreitet das mit Verweis auf die vorgenommen Ermittlungsschritte und betonte: "Dem Akt ist zu entnehmen, dass die Ermittler in regelmäßigem Kontakt mit den Angehörigen, insbesondere der Tochter des Opfers, waren und sie über die Ermittlungsschritte informiert haben." Da nun feststeht, dass die 60-Jährige getötet wurde, ist ein weiterer Femizid zu beklagen. Laut einer Aufzählung der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser sind damit in Österreich bereits 30 Frauen von ihren (Ex-)Partnern in diesem Jahr getötet worden.
Getötete 28-jährige Innsbruckerin: Obduktionsergebnis geheim!
Nach dem mutmaßlich gewaltsamen Tod einer 28-Jährigen letzten Donnerstag in Innsbruck liegt nun das Obduktionsergebnis vor. Aus ermittlungstaktischen Gründen hielt sich der Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr, auf APA-Anfrage allerdings noch bedeckt. Die Einvernahme des Beschuldigten - dem 34-jährigen Lebensgefährten des Opfers - lief. Der Mann sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Er wird des Mordes verdächtigt.
Was ist passiert?
Die Einheimische wurde vergangenen Mittwoch mit schwersten Verletzungen - insbesondere im Gesicht - in die Innsbrucker Klinik eingeliefert. Am Donnerstag erlag sie ihren Verletzungen. Der Beschuldigte behauptete, seine Freundin habe sich diese bei einem Sturz zugezogen. Diese Erklärung sei aber nicht "in Einklang zu bringen mit dem Verletzungsbild", sagte LKA-Ermittler Gert Hofmann. Dies hätten sowohl der als erstes eingetroffene Notarzt als auch die Ärzte der Innsbrucker Klinik bestätigt.
Hol rechtzeitig Hilfe!
Frauen, die Gewalt erleben, finden kostenlos und rund um die Uhr Hilfe und Informationen bei der Frauenhelpline unter: 0800/222555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser unter www.aoef.at und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at. Betroffene von Gewalttaten und Verbrechen können sich an die Opferschutzorganisation Weißer Ring wenden unter der Tel.: 0800/112-112, www.opfernotruf.at; droht akute Gewalt, rufen Sie sofort den Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.
(fd/apa)