Getreideabkommen verlängert
Ukraine-Russland
(17.05.2023) Das ist sich ja grad noch ausgegangen. Einen Tag vor Auslaufen haben Russland und die Ukraine sich auf eine Verlängerung des Getreide-Abkommens geeinigt. Es gelte für weitere zwei Monate, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch in Ankara. Russland hatte zuvor mit einem Aus gedroht, weil es Hindernisse bei seinen eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren beklagt.
Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums bestätigte die Verlängerung. Die Ukraine begrüßte die Verlängerung, forderte aber eine reibungslose Umsetzung der Vereinbarung. Russland dürfe das Abkommen nicht sabotieren, sagte ein hochrangiger Vertreter der Ukraine. Erdogan sagte vor Vertretern seiner Partei AKP in Ankara weiter, er danke seinem "teuren Freund", dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, für die "aufrichtige Unterstützung" und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für die "konstruktive Zusammenarbeit". Der türkische Präsident dankte auch UNO-Generalsekretär António Guterres für dessen Bemühungen.
"Ich wünsche mir, dass diese Entscheidung allen Parteien zugute kommt", sagte Erdogan. Seine Rede wurde auch im türkischen Fernsehen übertragen. "Wir werden unsere Bemühungen in Zukunft fortsetzen und alle Bedingungen des Abkommens erfüllen. Unsere russischen Freunde haben erklärt, dass sie türkische Schiffe nicht am Auslaufen aus (ukrainischen) Häfen hindern werden. Wir sind ihnen für diese Entscheidung dankbar", unterstrich der türkische Präsident.
Russland hatte nach seinem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 die Getreideexporte des Nachbarlandes blockiert. Die Blockade und Sanktionen gegen Russland führten zu starken Preisanstiegen unter anderem bei Getreide und Dünger. Im Juli 2022 kam die Schwarzmeer-Getreide-Initiative zustande, die von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelt wurde. Die Vereinbarung war bisher bereits zwei Mal verlängert worden.
30 Millionen Tonnen verschifft
Das Abkommen erlaubt kontrollierte Getreideausfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj (Juschny). Vertreter der UNO, Russlands, der Ukraine und der Türkei kontrollieren die Schiffsladungen in Istanbul. Damit soll sichergestellt werden, dass tatsächlich nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind. Seit dem Start des Getreidekorridors wurden der UNO zufolge fast 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern exportiert. 2022 kam aus der Ukraine demnach über die Hälfte des Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.
Wichtige Lieferanten
Die Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln für Länder in Afrika, im Nahen Osten und in Teilen Asiens. Vor Kriegsbeginn war Russland außerdem der weltweit größte Exporteur von Düngemitteln. Der Ausfall dieser Lieferungen nach der russischen Invasion schürte die Sorge vor einer Hungerkrise in ärmeren Ländern. Mehr als 1.000 Schiffe haben laut UNO im Rahmen des Abkommens bisher ukrainische Häfen verlassen.
(fd/apa)