Gis-Gebühr
droht Erhöhung?
(29.09.2021) Die im Raum stehende Erhöhung der GIS-Gebühr erhitzt die Gemüter. Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz dürfte eine Erhöhung von rund acht Prozent budgetiert haben, was ÖVP und FPÖ sauer aufstößt. Im Gespräch mit der APA wollte der ORF-Chef keine konkrete Zahl nennen, sprach jedoch von einer Erhöhung unter der kumulierten Inflationsrate seit der letzten Anpassung.
Anpassung an Inflationsrate
Derzeit stimmt sich Wrabetz mit dem künftigen ORF-Generaldirektor Roland Weißmann zwecks Neufestsetzung des Programmentgelts ab. Bis Anfang nächster Woche will er zu einem Ende kommen und bekannt geben, wie hoch die Anpassung ausfällt. "Klar ist, dass sie unter der kumulierten Inflationsrate sein wird und insgesamt den gesetzlichen Erfordernissen entspricht", so der ORF-Chef. Dass sich das größte Medienunternehmen des Landes somit wiederholt mit einer Erhöhung unter der Teuerungsrate zufriedengibt, sei "sicher auch ein Signal an die Gebührenzahler. Wir gehen nicht an die Obergrenze, sondern an die Untergrenze der gesetzlichen Erfordernisse", meinte Wrabetz.
Stiftungsrat muss erst sein Ok geben
Eine wesentliche Rolle in Hinblick auf eine Erhöhung des Programmentgelts fällt dem Stiftungsrat zu, der diese beschließen muss, bevor der Antrag an die Medienbehörde KommAustria geht. Am 14. Oktober kommt es zu einer Sondersitzung. Thomas Zach, Leiter des gewichtigen bürgerlichen "Freundeskreises", wollte bis zur Sitzung in knapp zwei Wochen keinen Kommentar dazu abgeben, ob eine Erhöhung von acht Prozent gerechtfertigt sei.
ÖVP dagegen
Dass Wrabetz die GIS-Gebühren erhöhen will, stößt auf Kritik vonseiten der Kanzlerpartei. "Völlig deplatziert" sei das, meinte Axel Melchior, Generalsekretär und Mediensprecher der ÖVP. Damit beschere Wrabetz den ORF-Seherinnen und Sehern kurz vor seinem Abgang deutlich spürbare und ungerechtfertigte Zusatzkosten. "Als Volkspartei sehen wir den Anstieg der GIS-Abgabe äußerst kritisch, denn aus unserer Sicht braucht es eine Politik der Entlastung, nicht der Gebührenerhöhung", wurde Melchior in einer Aussendung zitiert.
SPÖ kritisch
SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried erinnerte kurz darauf in einer Aussendung daran, dass die Entscheidung über eine Gebühren-Anpassung nur mit Zustimmung der ÖVP-Mehrheit im Stiftungsrat erfolgen könne. Der bürgerliche "Freundeskreis" wählte im August gemeinsam mit den Grünen nahestehenden Stiftungsräten und ein paar Unabhängigen Roland Weißmann zum künftigen ORF-Generaldirektor. "Fällt die ÖVP dem Generaldirektor von ihren Gnaden, noch bevor Weißmann sein Amt übernommen hat, in den Rücken? Oder handelt es sich um den ersten Disziplinierungsversuch, indem man Weißmann die finanzielle Rute ins Fenster stellt?", fragte Leichtfried.
FPÖ erbost
Die FPÖ ist zwar erbost über die geplante Erhöhung, doch macht sie nicht Wrabetz dafür verantwortlich, sondern die ÖVP. "Skurril" sei es, dass Melchior die Schuld auf den scheidenden ORF-Chef schiebe. Die Erhöhung diene offenbar einzig und allein dazu, die Propagandamaschinerie der ÖVP zu finanzieren, meinte FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker in einer Aussendung. "Wir müssen dabei zusehen, wie ein Medium nach dem anderen von der ÖVP mit ihrem türkisen Machtinhaber Kurz eingekauft und missbraucht wird und das alles auf Kosten der Steuerzahler Österreichs", so Hafenecker. "Die Zwangsgebühren sind ersatzlos zu streichen", forderte FPÖ-Chef Herbert Kickl und kündigte einen diesbezüglichen Antrag im Nationalrat an.
Spürbare Mehrbelastung
Derzeit erhält der ORF monatlich 17,21 Euro aus Radio- und Fernseh-Entgelt. Das sind in etwa zwei Drittel der Gesamtgebühren, die GIS-pflichtige Haushalte entrichten müssen. Denn zu diesem Betrag kommen noch Gebühren und Abgaben an Bund und Länder hinzu. Die Landesabgabe variiert. In der Steiermark ist sie mit 5,80 Euro am höchsten. Dort fallen insgesamt 26,73 Euro an Gebühren an. In Oberösterreich und Vorarlberg gibt es dagegen keine Abgabe an das Land und die Gebühr mit 20,93 Euro spürbar billiger.
Künftige Einnahmen beliefen sich auf rund 700 Mio. Euro
Eine Erhöhung des Programmentgelts von acht Prozent würde eine monatliche Steigerung von rund 1,30 bis 1,40 Euro bedeuten. Der Betrag, der pro GIS-pflichtigem Haushalt an den ORF fließt, würde somit von 17,21 Euro auf etwa 18,60 Euro ansteigen. Berücksichtigt werden muss dabei, dass in manchen Bundesländern die Länderabgaben automatisch mit einer Erhöhung steigen, in anderen dafür erst ein Beschluss nötig ist. Insgesamt könnte der ORF damit künftig mit Gebühreneinnahmen von ca. 700 Mio. Euro rechnen - sofern die gebührenpflichtigen Haushalte in etwa auf dem derzeitigen Niveau bleiben. Derzeit erhält er rund 650 Mio. Euro.
(fd/apa)