Hitzewelle in der EU
7 Tote und Milliardenschäden
(02.07.2025) Ungewöhnliche Hitzerekorde im Juni! Das vertragen viele nicht mehr, Mensch, Tier und Pflanzen leiden. Die außergewöhnlich frühe und massive Hitzewelle ebbt zumindest in Südeuropa aber bald leicht ab - zugleich werden ihre dramatischen Auswirkungen bekannt: In Frankreich und Spanien sind mindestens sieben Menschen im Zusammenhang mit den hohen Temperaturen gestorben, wie die Behörden heute mitteilten. Unter ihnen war ein zwei Jahre altes Kind, das die Eltern in der spanischen Region Katalonien mehrere Stunden allein im Auto in der prallen Sonne zurückgelassen hatten. (wir haben berichtet)
In Frankreich seien zwei Menschen nach Schwächeanfällen infolge der Hitze gestorben, sagte Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher dem Sender BFM. Die Feuerwehr habe sich zudem um mehr als 300 Notfälle gekümmert.
Opfer wollten noch mit Auto fliehen
Zu dem in Katalonien verstorbenen Kleinkind nahm die spanische Justiz am Mittwoch Ermittlungen auf, um die genauen Umstände des Todes zu klären. Ebenfalls in Katalonien fand die Feuerwehr in der Nacht zum Mittwoch die Leichen zweier Menschen im Gebiet eines Waldbrandes, bei dem 1.800 Hektar Vegetation in Flammen aufgingen. Nach Angaben der Feuerwehr waren sie von den Flammen eingeschlossen worden, nachdem sie vergeblich versucht hatten, im Auto zu fliehen.
Die Behörden riefen etwa 14.000 Menschen in der Region auf, wegen der Waldbrände ihre Häuser nicht zu verlassen. "Die Brände von heute sind nicht wie die früheren", sagte Regionalpräsident Salvador Illa. "Es sind äußerst gefährliche Brände, die sehr ernst genommen werden müssen."
Weiterhin "höchste Vorsicht"
Wie die spanischen Behörden weiter mitteilten, starben bereits am Samstag zwei Menschen in Cordoba und in Barcelona vermutlich an den Folgen eines Hitzeschlags. Umweltministerin Sara Aagesen rief die Bevölkerung zu "höchster Vorsicht" auf. Mit Blick auf die Waldbrände sei mit einem "sehr problematischen" Sommer zu rechnen. Nach Angaben der Wetterbehörde erlebte Spanien den heißesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Am Samstag waren in Huelva im Süden des Landes 46 Grad gemessen worden, eine neue Höchsttemperatur für den Monat Juni.
Bis zu einer umfassenden Bilanz der Hitzetoten dürften mehrere Monate vergehen. Die bislang schlimmsten Hitzewellen in den Jahren 2003 und 2022 führten nach Einschätzung von Experten in Europa zum vorzeitigen Tod von 70.000 beziehungsweise 62.000 Menschen.
Schulen in Frankreich geschlossen
In Frankreich galt in vier Départements im Landesinneren am Mittwoch weiter die höchste Hitzewarnstufe. Das extreme Wetter löste eine politische Debatte über die Ausstattung der Schulen aus, die in vielen Fällen nicht auf solche hohen Temperaturen vorbereitet sind. Am Dienstag hatten in Frankreich etwa 2.000 Schulen landesweit geschlossen, manche Lehrer unterrichteten ihre Klassen auf dem Schulhof. Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) forderte, öffentliche Einrichtungen landesweit mit Klimaanlagen auszustatten. Die Grünen warfen dem RN vor, die Ursachen des extremen Wetters zu übersehen und nichts gegen den Klimawandel unternehmen zu wollen.
Wetter- und klimabedingte Extremereignisse kosten Europa jährlich einen Milliardenbetrag. Wie aus einer aktualisierten Analyse der Europäischen Umweltagentur EEA hervorgeht, beliefen sich die wirtschaftlichen Schäden durch solche Ereignisse in 38 europäischen Staaten im jüngsten Vergleichsjahr 2023 auf mehr als 45 Mrd. Euro. 2021 und 2022 waren sie demnach noch höher gewesen. Damit haben die wirtschaftlichen Schäden durch Extremereignisse nach EEA-Angaben seit 1980 die Gesamtmarke von 790 Mrd. Euro überschritten - allein in Deutschland beliefen sie sich auf 180 Mrd. Euro.
Die in Kopenhagen ansässige Umweltagentur hat für die Analyse Daten in den 27 EU-Staaten sowie elf eng mit ihnen verknüpften Ländern ausgewertet, darunter die Schweiz und erstmals auch die sechs Staaten des Westbalkans. Am höchsten sind die Schäden demnach insgesamt in Deutschland gefolgt von Italien, Frankreich und Spanien, also den vier bevölkerungsreichsten Ländern der Region. Pro Kopf gerechnet sind sie demnach in Slowenien am höchsten.
Viele Schäden unzureichend versichert
Die Hauptursachen für die Schäden sind der Analyse zufolge Überschwemmungen, Stürme, Wind und Hagel. Zu wenige dieser Schäden seien versichert, monierte die Umweltagentur. Die wirtschaftlichen Gesamtschäden wachsen demnach in der Folge schneller als die versicherten Schäden. Die meisten Todesfälle verursachten von 1980 bis 2023 in erster Linie Hitze- und Kältewellen, Dürren sowie Waldbrände. Die EEA wies jedoch darauf hin, dass sich Todesfälle oft nicht direkt auf Hitze zurückführen ließen. Dies schränke die Vergleichbarkeit etwas ein.
(fd/apa)