Hurrikan "Ian" bringt Chaos
Schäden noch nicht abschätzbar
(29.09.2022) "Ian" ist als einer der stärksten Hurrikans in der Geschichte Floridas auf Land getroffen und hat dem US-Staat heftige Stürme, Regen und Sturmfluten gebracht. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h erreichte der Sturm am Mittwochnachmittag (Ortszeit) die Westküste Floridas und lag dabei nur knapp unterhalb der Schwelle zur höchsten Hurrikan-Kategorie, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte. Auf seinem Weg ins Landesinnere schwächte sich der Sturm dann ab.
Am frühen Donnerstagmorgen erreichte "Ian" Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde. Meteorologen stuften den Hurrikan damit zunächst auf die niedrigste Stärke eins von fünf herab. Die Experten warnten aber weiter vor katastrophalen, gar lebensbedrohlichen Überschwemmungen in Teilen Floridas. Auf einem mehr als 100 Kilometer breiten Landstreifen tobten in der Nacht heftige Unwetter. Der mächtige Hurrikan war zuvor in Kuba auf Land getroffen.
"Ian" dürfte jedenfalls in die Liste der fünf schwersten Hurrikans in Florida kommen, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Mehr als 2,4 Millionen Haushalte waren in der Nacht zeitweise ohne Strom, wie die Website Poweroutage zeigte. Das seien rund 20 Prozent der Haushalte im Bundesstaat, schrieb der Sender CNN. Der Bezirk mit den meisten Ausfällen sei Lee County, in dem Fort Myers und Cape Coral liegen. 90 Prozent der Haushalte dort seien ohne Strom. US-Medien gingen davon aus, dass die Zahl der Stromausfälle zunächst weiter steigen werde.
"Es stürmt und regnet, das WLAN geht nicht mehr, aber wir haben noch Strom", berichtete die Steirerin Anja Knoflach Donnerstagfrüh (MESZ) aus Lakeland in Florida, wo sie an der Southeastern University studiert und Basketball spielt. Der Betrieb an der Hochschule sei bis Montag eingestellt, ebenso das Training. Es herrsche "ein bisschen Ausnahmezustand", sagte die 22-Jährige aus Gratwein-Straßengel im Bezirk Graz-Umgebung. "Auf den Straßen ist nichts los. Hoffentlich wird es nicht zu schlimm", fügte Knoflach hinzu, die bereits "Hurrikan-erprobt" ist: 2019, am Beginn ihres ersten Jahres am College, war sie mit ihrem damaligen Team aus Melbourne, ebenfalls in Florida, nach North Carolina "geflüchtet".
Das Ausmaß der Zerstörung dürfte erst mit Sonnenaufgang am Donnerstag klarer werden. Das Zentrum des Sturms befand sich nach Angaben des Hurrikanzentrums in der Nacht rund 90 Kilometer südöstlich von Orlando. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Regen durch Straßen peitschte, von Autos nur die Dächer aus den Fluten herausragten und Trümmer durch die Luft flogen. Teile der Innenstadt von Fort Myers und Naples standen unter Wasser, berichteten US-Medien.
Anrufe bei Rettungsdiensten von Hunderten Menschen in Florida, die ihre Häuser vor der Ankunft des Sturms nicht verlassen hatten, mussten zunächst unbeantwortet bleiben, schrieb die Zeitung "Miami Herald". In besonders schwer betroffenen Gebieten sei es noch zu gefährlich für Rettungsaktionen, berichtete die "New York Times". Sturmfluten hätten zum Teil eine Höhe von rund 3,5 Metern erreicht, sagte DeSantis. Die Behörden rechneten mit schweren Schäden an Infrastruktur und Kommunikationsleitungen. Meteorologen zufolge wird "Ian" in den kommenden Stunden weiter über Florida ziehen. Im Laufe des Donnerstags soll der Sturm dann den Atlantik erreichen, bevor er voraussichtlich nach Norden weiterziehen werde. Die Menschen in den Bundesstaaten Georgia, South und North Carolina sowie Virgina bereiteten sich unterdessen auf die Ankunft des Sturms vor.
(fd/apa)