Impfung gegen Borreliose

Valneva testet Wirksamkeit

(09.08.2022) Eine von dem aus Wien stammenden Biotech-Unternehmen Valvneva entwickelte Vakzine gegen die (Lyme-)Borreliose wird von Valneva und dem US-Pharmakonzern Pfizer in eine Phase-III-Studie (Wirksamkeit/Verträglichkeit) gebracht. An der Untersuchung sollen rund 6.000 Probanden (inklusive Placebo-Gruppe) über fünf Jahren in sechs Staaten teilnehmen, teilte der US-Konzern Montagabend mit.

"Mit der global anwachsenden Häufigkeit von (Borreliose-;Anm.) Lyme-Erkrankungen wird das Angebot für den persönlichen Schutz des Einzelnen vor dieser Erkrankung immer wichtiger", wurde Montagabend Annaliesa Anderson als federführende Pfizer-Managerin für die Entwicklung von Vakzinen bei Pfizer, in einer Aussendung des US-Konzerns zitiert. Valnevas Chef für die medizinischen Angelegenheiten, Juan Jaramillo, erklärte: "Da die (Borreliose-;Anm.) Lyme-Erkrankung immer häufiger wird, bedeutet das auch einen derzeit nicht erfüllten Bedarf in der Medizin (...)." Zu hoffen sei, dass das Projekt zu einem besseren Impfschutz für Kinder und Erwachsen führen werde.

Bei der Vakzine handelt es sich um VLA15, ein Borreliose-Impfstoff, der von dem Wiener Biotech-Unternehmen Valneva entwickelt worden ist. Pfizer stieg in die klinischen Studien (Probanden) ein. Das Projekt lief bei Valneva (Österreich/Frankreich) seit Jahren - zuletzt auch im Hintergrund der Aktivitäten zur Entwicklung eines mittlerweile für Personen zwischen 17 und 50 Jahren in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffes auf der Basis inaktivierter SARS-CoV-2-Erreger.

Die Bestrebungen zum Entwickeln von Borreliose-Impfstoffen als häufigste durch Zecken übertragbaren Erkrankung sind alt. Gegen die von infizierten Zecken übertragene virale FSME entwickelten Wiener Wissenschafter um den damaligen österreichischen Virologen-Doyen Christian Kunze eine fast hundertprozentig wirksame Vakzine. Bei der Borreliose als bakterielle Infektion gestaltete sich das wesentlich schwieriger. Die ehemalige Wiener Immuno AG scheiterte damit nach ersten viel versprechenden Ergebnissen in der Weiterentwicklung nach der Phase-I klinischer Untersuchungen.

Valneva hat im Frühjahr dieses Jahres gute Ergebnisse aus einer Phase-2-Studie mit der Borreliose-Vakzine veröffentlicht. Darauf baut jetzt die neue Wirksamkeitsstudie auf. Sie soll in Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Schweden und den USA ablaufen. Klinische Prüfungen für "Zecken"-Borreliose-Impfstoffe sind kompliziert, weil sie jeweils vor der eigentlichen "Saison" in den am meisten belasteten Regionen ablaufen müssen.

Der Markt für effektive Borreliose-Vakzine ist groß: In den USA erkranken jährlich rund 476.000 Personen an einer solchen Erkrankung. In Europa geht man von jährlich 130.000 Patientinnen auf, auch das sind wesentlich mehr Fälle als FSME-Erkrankungen. Es gibt zwei Erkrankungsgipfel - abhängig von der Zeit, welche Personen in der freien Natur verbringen: das Kindesalter und ältere Menschen. Eine Borreliose-Vakzine gab es bereits in den USA (LYMERix(r)). Sie wurde allerdings 2002 wieder vom Markt genommen.

VLA15 von Valneva in Kooperation von Pfizer ist derzeit der weltweit einzige Borreliose-Impfstoff in klinischer Entwicklung. Es handelt sich um einen Subunit-Impfstoff mit Alum-Adjuvans (Adjuvans zur Impf-Verstärkung; Anm.). Die Vakzine soll die sechs häufigsten Typen des OspA-Oberflächenproteins von Borrelia burgdorferi sensu lato (Zecken; Anm), die in Nordamerika und in Europa vorkommen, abdecken. OspA ist eben eines der hauptsächlichen Proteine, die von Borrelia burgdorferi bei Infektion von Zecken produziert werden.

Bei der neuen Vakzine werden eigentlich die Zecken geimpft. Die durch die Impfung hervorgerufene Antikörperantwort gegen OspA ist im Grunde eine Impfung der Zecken via Antikörper. Wird nämlich OspA blockiert, könnten die Borrelien die Zecken während des Stiches nicht verlassen und somit die Betroffenen infizieren.

Das austro-französische Unternehmen Valneva hat zuletzt durch das Zurücknehmen der Bestellungen für seine Covid-19-Vakzine durch die EU eine herben Rückschlag einstecken müssen. Der US-Pharma-Riese Pfizer ist in dem Unternehmen mittlerweile als Teilhaber involviert.

(apa/mc)

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