Inflation wie in den 70ern
Hoffnung gibt es dennoch
(14.04.2022) Die aktuell hohen Inflationszahlen lassen bei manchen wieder Erinnerungen an die 1970er- und 1980er-Jahre wach werden. Die Ölpreiskrisen 1973 und 1979/1980 ließen die Teuerung weltweit in die Höhe schießen. Die Notenbanken versuchten damals, die Inflation mit hohen Leitzinsen zu bekämpfen. Für die Börsenexpertin Monika Rosen ist die aktuelle Inflationslage aber nicht mit damals vergleichbar.
"Wir leben in einer andere Welt. Der Anteil des Erdöls an der globalen Wirtschaftsleistung ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken", sagte Rosen im APA-Gespräch. Auch der Aufstieg der Technologieunternehmen und die Globalisierung hätten die Teuerung seit den 1990er-Jahren gedämpft. Für Rosen ist die Coronapandemie inklusive Lieferkettenprobleme und der Ukraine-Krieg ein "Doppelschlag" für die Weltwirtschaft. Im Jahr 2021 lag die Inflationsrate in Österreich bei 2,8 Prozent, für März prognostizierte die Statistik Austria bereits eine Teuerung von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Hohe Inflation in den 70ern
Besonders hohe Inflationswerte gab es in Österreich in den 1970er-Jahren. Zwischen 1972 und 1977 belief sich die Inflationsrate auf 5,5 bis 9,5 Prozent. In diesem Zeitraum lag der von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) festgesetzte Leitzins bei 5,0 bis 6,2 Prozent. Seit 1999 legt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Leitzinsen für die Eurozone fest.
Börsenexpertin Rosen erwartet in der Eurozone keine drastischen Leitzinsanhebungen wie in den 1970er- und 1980er-Jahren. Die EZB werde wohl vorsichtig vorgehen, um "drastische Renditeanstiege" bei Staatsanleihen der Eurozonen-Peripherieländer zu verhindern. Rosen verwies auf Markterwartungen, die bis 2024 mit Euro-Leitzinsen von 0,7 Prozent rechnen. Die US-Notenbank Fed und die EZB würden in den kommenden Monaten versuchen, die Inflationserwartungen zu dämpfen, so Rosen.
Zinsen bleiben nach heutiger Sitzung bei 0,0 %
Trotz Rekordinflation bleiben die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beließ den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, wie die Notenbank im Anschluss an die Ratssitzung am heutigen Donnerstag mitteilte. Europas Währungshüter bekräftigten zugleich aber, auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zuzusteuern. Ökonomen halten einen ersten Zinsschritt noch heuer für möglich.
(fd/apa)