Ist 3i/atlas ein Alien-Schiff?
Der Kronehit Faktencheck
(16.09.2025) Ein spektakuläres Bild macht derzeit auf Facebook, Instagram und X die Runde: Es zeigt einen länglichen, leuchtenden Körper im All – angeblich das „erste klare Foto“ des interstellaren Kometen 3I/ATLAS, aufgenommen vom James-Webb-Teleskop. Begleitet wird es von dramatischen Texten über exotische Materialien, mysteriöse Bahnänderungen und sogar Andeutungen außerirdischer Technologie. Doch die Geschichte hält einer Überprüfung nicht stand.
Der Komet 3I/ATLAS ist tatsächlich real. Er wurde am 1. Juli 2025 entdeckt und ist nach ʻOumuamua (2017) und Borisov (2019) das dritte nachgewiesene Objekt, das aus einem fernen Sternensystem in unser Sonnensystem eindringt. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200.000 km/h rauscht er an Sonne und Planeten vorbei. Schon das macht ihn zu einer wissenschaftlichen Sensation.
Doch die kursierenden Bilder sind manipuliert oder von KI-Tools generiert. Teleskope wie Webb oder Hubble liefern in solchen Fällen keine gestochen scharfen Fotos, sondern unscharfe Lichtpunkte und vor allem Spektraldaten. Diese Daten zeigen, dass der Komet ungewöhnlich viel Kohlendioxid enthält – dazu Wasser, Kohlenmonoxid und Staub. Alles bekannte Stoffe aus dem Weltall, nichts „exotisches“.
Fake-Bilder spielen mit Science-Fiction
Warum wirken die Bilder so überzeugend? Weil sie genau das bedienen, was Nutzer fasziniert: scharfe Strukturen, humanoide Formen, Science-Fiction-Ästhetik. Dazu werden Texte gestellt, die Begriffe wie „erstes klares Bild“ oder „unerklärliche Bahnänderungen“ benutzen, um Spannung zu erzeugen. Einzelne Wissenschaftler, etwa der US-Astrophysiker Avi Loeb, haben zwar spekulativ von einer möglichen „außerirdischen Sonde“ gesprochen – betonen aber selbst, dass dies extrem unwahrscheinlich ist.
Die Fachwelt ist sich einig: 3I/ATLAS verhält sich wie ein normaler Komet. Seine Bahnänderungen lassen sich durch Ausgasungen erklären, sein chemischer Fingerabdruck passt zu bekannten Mustern.
Warum die Falschmeldungen gefährlich sind
Fake-Bilder und überzogene Texte lenken von echter Forschung ab. Statt die spannenden wissenschaftlichen Fakten zu diskutieren, geraten Fantasien über Aliens in den Vordergrund. Das schadet der Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und öffnet Tür und Tor für Desinformation.
Tatsächlich ist 3I/ATLAS auch ohne Photoshop aufregend genug: Zum dritten Mal können Astronomen ein Objekt aus einem anderen Sternensystem untersuchen. Die Ergebnisse helfen, unser Wissen über die Entstehung von Kometen und die Vielfalt von Planetensystemen zu erweitern. Und so sehen die echten Bilder aus:
Das vermeintliche „erste klare Bild“ von 3I/ATLAS ist eine Fälschung. Es gibt keine hochauflösenden Fotos des Kometen, keine exotischen Materialien und keine Hinweise auf außerirdische Technik. Was bleibt, ist ein faszinierender interstellarer Besucher – und ein Lehrstück darüber, wie leicht sich Fakes im Netz verbreiten lassen.
(fd/mimikama.org)