Kampf gegen den Boulevard
Prinz Harry vor Gericht
(06.06.2023) "Die Boulevardpresse hat Blut an den Händen"! Sie zerstört außerdem seine Beziehungen, sie sähe Misstrauen gegen Familie und Freunde, wettert Prinz Harry. Ja, sie hat sogar Blut an den Händen. Bei einer historischen Zeugenaussage hat der Sohn von König Charles III. die britische "tabloid press" scharf kritisiert und den Reportern vorgeworfen, mit illegalen Methoden intime Geschichten ergattert zu haben, die sie dann aufgebauscht hätten. Selbst jetzt würde der Boulevard noch versuchen, seine Ehe mit Herzogin Meghan zu zerreißen, klagte Harry am Dienstag. Gemeinsam mit anderen Prominenten wirft der 38-Jährige dem Verlag Mirror Group Newspapers (MGN) vor, ihn abgehört zu haben.
Alle Bereiche seines Lebens seien betroffen, sagte Harry unter Eid in London. Als erster Royal seit mehr als 130 Jahren stellte sich der Fünfte der britischen Thronfolge einem Kreuzverhör. "Unheimlich sensible und private Informationen" seien seit seiner Kindheit ans Licht gekommen, auch weil Reporter der MGN-Blätter "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "People" seine Voicemail - in den späten 1990ern und frühen 2000ern ein beliebtes Kommunikationsmittel - gehackt hätten. Woher die Infos in den Berichten kamen, habe er lange nicht gewusst. Er sei "paranoid" geworden und habe Freunde verdächtigt, betonte Harry. "Leider sind das keine Freunde mehr."
Insgesamt 33 Artikel der MGN-Blätter nimmt der High Court unter die Lupe. Der erste stammt vom 16. September 1996. "Diana so traurig an Harrys großem Tag", überschrieb der "Mirror" einen Bericht, laut dem Mutter Prinzessin Diana nur wenig Zeit mit ihrem Sohn an dessen zwölften Geburtstag verbracht haben soll. Immer wieder im Fokus: das Liebesleben des Prinzen. So berichtete "People" im April 2009, Harry habe seine langjährige Freundin Chelsy Davy geradezu mit Nachrichten "bombardiert", um sie zurückzugewinnen.
Für Harry gehören seine Aussage und die Klagen gegen insgesamt drei Verlage von Boulevardmedien - in den anderen beiden Fällen steht ein Prozess noch aus - zu seinem erklärten Lebensziel, die Presselandschaft zu reformieren. Er wirft der "tabloid press" seit langem vor, schuld am Unfalltod seiner Mutter Diana 1997 zu sein.
Bei der zivilen Sammelklage werden exemplarisch Fälle von mehreren Prominenten verhandelt. Geklärt werden soll auch, wie sehr die Führungsebene des Verlags in illegale Praktiken verwickelt war. MGN weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess hatte am 10. Mai begonnen und soll Ende Juni abgeschlossen sein. Ein Urteil wird erst im Laufe des Jahres erwartet. Erhalten Harry und die anderen Kläger Recht, dürfte ihnen das Gericht Schadenersatz zusprechen.
(fd/apa)