Kinderpornoring gesprengt
Säuglinge und Kleinstkinder
(31.05.2022) Unglaublich, was da wieder hinter verschlossenen Türen passiert ist. Die deutsche Polizei hat einen Missbrauchskomplex mit bisher 33 Opfern aufgedeckt. Hauptbeschuldigter ist ein 44-Jähriger aus dem nordrhein-westfälischen Wermelskirchen, der sich offenbar als Babysitter anbot und sich so seinen Opfern nähern konnte, berichteten die Ermittler am Montag in Köln. Mit Dutzenden weiteren Männern habe er zudem kinderpornografische Bilder und Videos "unvorstellbarer Brutalität" getauscht. Ein Verfahren wurde nach Österreich abgegeben.
Menschenverachtende Brutalität
"Ich bin erschüttert und fassungslos. Ein solches Ausmaß an menschenverachtender Brutalität und gefühlloser Gleichgültigkeit gegenüber kleinen Kindern, ihren Schmerzen und ihren Schreien ist mir noch nicht begegnet", sagte Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel. Bisher seien 73 Verdächtige und 33 Opfer identifiziert worden, berichteten die Ermittler. Das jüngste Kind sei einen Monat alt gewesen. Unter den Opfern seien fünf Säuglinge und auch Kinder mit Behinderung. Es seien gewaltige Datenmengen - ein Volumen von 32 Terabyte - mit 3,5 Millionen Bildern und 1,5 Millionen Videos sichergestellt worden.
Unaussprechlich
Die Gewaltfantasien, die dabei verwirklicht worden seien, hätten auch erfahrene Ermittler in dem Bereich entsetzt. Gefunden wurden "brutalste Vergewaltigungen von Babys und Kleinkindern". Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass die Kinder in einigen Fällen dafür betäubt worden seien. Es sei möglich, dass sich die Zahl der Missbrauchsopfer weiter erhöhe. Bisher sei erst zehn Prozent der Datenmenge ausgewertet. "Bitte ersparen sie mir Schilderungen dessen, was ich gesehen habe", sagte Oberstaatsanwalt Joachim Roth sichtlich gequält. "Das, was ich gesehen habe, hat mich bis ins Mark erschüttert."
Taten reichen bis 2005 zurück
Die Eltern der Kinder hätten in keinem Fall Verdacht geschöpft, berichteten die Ermittler. Auch einige Opfer seien völlig überrascht gewesen von der Nachricht der Polizei, dass sie vor Jahren im Kleinkindalter Opfer schwersten Missbrauchs geworden seien. Ihnen sei Hilfe angeboten worden. Der nicht vorbestrafte Babysitter soll im Großraum Köln selbst zwölf Kinder - zehn Buben und zwei Mädchen - missbraucht haben. Die Taten reichten bis ins Jahr 2005 zurück.
Verhaftungen
Die meisten Verdächtigen seien in einem Alter zwischen 26 und 45 Jahren. Auf die Schliche gekommen sei man dem Wermelskirchener im vergangenen November durch Ermittlungen gegen einen seiner Chat-Partner in Berlin. Bis zum Zugriff mit einem Haftbefehl des Kölner Amtsgerichts seien seine Telefone abgehört worden.
(fd/apa)