Klagen gegen Pfizer?
Gefahr durch Verhütungsspritze?
(28.05.2025) Eine hormonelle Verhütungsmethode sorgt derzeit weltweit für Schlagzeilen – und für wachsende Besorgnis bei Anwenderinnen. In Großbritannien bereiten Hunderte Frauen rechtliche Schritte gegen den Pharmakonzern Pfizer vor. Grund dafür ist die Verhütungsspritze Depo-Provera, die laut aktuellen Forschungsergebnissen mit einem erhöhten Risiko für gutartige Hirntumoren (Meningeome) in Verbindung stehen soll.
Auslöser der Debatte ist eine Studie der französischen Arzneimittelbehörde ANSM. Die Untersuchung ergab: Frauen, die Depo-Provera länger als zwölf Monate anwenden, haben ein etwa sechsmal höheres Risiko, ein Meningeom zu entwickeln, als Frauen ohne Anwendung. Meningeome sind in der Regel gutartige Tumoren, die aus den Hirnhäuten entstehen. Sie können jedoch durch ihr Wachstum auf das Gehirn und das zentrale Nervensystem drücken – mit teils schwerwiegenden Folgen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen oder epileptischen Anfällen.
Die Ergebnisse der ANSM-Studie haben mittlerweile europäische Behörden auf den Plan gerufen. Sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien wird gefordert, die Warnhinweise in den Packungsbeilagen anzupassen. Zudem empfehlen Fachgremien und der Hersteller Pfizer, die Behandlung sofort zu beenden, wenn bei einer Patientin ein Meningeom festgestellt wird. Frauen mit einer entsprechenden Vorerkrankung sollen Depo-Provera nicht weiter verschrieben bekommen.
Verlässliche Zahlen zur Anwendung von Depo-Provera in Deutschland liegen derzeit nicht öffentlich vor. Schätzungen zufolge wird die Dreimonatsspritze aber nur selten eingesetzt, meist in medizinisch begründeten Ausnahmefällen. Experten gehen davon aus, dass der Anteil der Nutzerinnen unter einem Prozent der sexuell aktiven Frauen liegt, wie die "Bild" heute unter anderen berichtet.
Auch jenseits des Atlantiks formiert sich Widerstand. In den USA haben rund 400 Frauen Sammelklagen gegen Pfizer und andere Hersteller eingereicht. Der Vorwurf: Die Unternehmen hätten vom Risiko gewusst, aber nicht ausreichend über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt.
Einzelne Fallberichte bringen zusätzlich Emotionen in die Debatte. So berichtet die britische DailyMail von der 18-jährigen Jessica Blake, die nach ihrer ersten Depo-Provera-Injektion im Januar 2024 mehrere epileptische Anfälle erlitt. Zwar sei ein direkter Zusammenhang bislang nicht medizinisch nachgewiesen, doch Blake sagt: „Es muss damit zu tun haben.“
Ärztin äußert scharfe Kritik
Jessica Blakes behandelnde Gynäkologin, Dr. Anne Henderson, erklärt: „Solche Anfälle sind extrem selten. Doch Steroidhormone wie Medroxyprogesteron können den gesamten Körper beeinflussen – auch das Gehirn.“ In Fällen wie diesem sei die Verschreibung „grenzwertig fahrlässig“, so Henderson.
Verantwortung und Aufklärung entscheidend
Die Diskussion um Depo-Provera rückt die Risiken hormoneller Verhütung erneut ins Zentrum. Immer mehr Frauen fordern Aufklärung und eine individuelle Risikoabwägung – nicht nur von Pharmaunternehmen, sondern auch von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Die laufenden Klagen zeigen, dass gesundheitliche Nebenwirkungen juristische Folgen haben können – vor allem, wenn Warnungen nicht ausreichend ernst genommen werden.
(fd)