Klimakleber-Hexenverbrennung

Aufregung in Vorarlberg

(28.02.2023) Eigentlich wollen sie nur auf die Klimakrise aufmerksam machen, auch wenn man über die Wahl der Mittel diskutieren kann, aber muss man ihnen gleich den Feuertod wünschen? In Vorarlberg brannten am Wochenende wieder vielerorts die traditionellen Funken. Für einige Aufregung, etwa in sozialen Medien, sorgte die Brauchtumsveranstaltung aber in Vandans (Bez. Bludenz). Die dortige Funkenzunft hatte eine Hexe in Anspielung auf Klima-Protestierende angebracht. Die "Letzte Generation" sah eine "Hexenjagd". Man habe die Staatsanwaltschaft informiert, so Aktivistin Mina Canaval. "Wir wollten niemanden verunglimpfen", verteidigte sich die Funkenzunft.

Wegen der Diskussion, ob das Verbrennen einer Figur, zumal einer weiblichen, nicht menschen- bzw. frauenverachtend ist, verzichten einige Zünfte inzwischen auf eine Hexe, die als Symbolbild des Winters am Funkensonntag ausgetrieben wird. In Vandans setzten die Funkenbauer dagegen noch eins drauf: Die dortige Hexe "Grutha von Kleber die XI." trug Zöpfe, Warnweste, Hoodie und Jeans, in der Hand eine große Tube Alleskleber. Auf einem Schild ließ die Figur im Dialekt wissen, sie werde sich am Funken oben ankleben. Auf sozialen Medien veröffentlichte die Funkenzunft Fotos, versehen mit dem Kommentar: "Sie hat es verdient!"

Die Gruppe "Letzte Generation" zeigte sich empört. "So reagiert eine Gesellschaft, die vom fossilen Stoff abhängig ist: Buchstäbliche Hexenjagd auf diejenigen, die friedlich darauf hinweisen und für das protestieren, was laut wissenschaftlichen Erkenntnissen endlich beschlossen werden muss", so die Aktivisten auf sozialen Medien. Mina Canaval, Sprecherin von "Extinction Rebellion", betonte, dabei gehe es nicht um Humor. Menschen, die sich für eine gute Zukunft einsetzten, werde "mit dem Tod gedroht und gegen sie gehetzt". Bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch hieß es am Montag, eine Anzeige sei eingelangt und werde geprüft.

Markus Pfefferkorn, Obmann der Funkenzunft Vandans, erklärte gegenüber der APA am Montag, Ziel sei es gewesen, "mit unserer Funkenpuppe die Kleber auf satirische Weise darzustellen", andere Hintergedanken habe man nicht gehabt. Mit der unerwartet großen Reaktion habe man nicht gerechnet. "Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das nie im Leben gemacht. Das ist nach hinten losgegangen und tut uns leid", meinte er. Man habe keinesfalls jemanden verunglimpfen oder angreifen wollen, versicherte er. Die Funkenbauer hätten E-Mails "unter der Gürtellinie" bekommen, teils mit Drohungen, zeigte sich Pfefferkorn fassungslos. Seines Wissens sei bei der Staatsanwaltschaft zudem eine Anzeige wegen Verhetzung und gefährlicher Drohung eingegangen. Man warte ab, was dabei herauskomme.

"Klimahexe" ist dennoch verbrannt worden

Der Bitte der "Letzten Generation", die Hexe vom Funken zu nehmen, sei man nicht nachgekommen. Man wolle am Brauchtum festhalten und dazu gehöre die "Funkenpuppe" nun einmal. "Sie ist ordnungsgemäß explodiert und hält damit symbolisch Krankheit und Unheil vom Dorf fern", betonte der Funkenbauer. Eine Abnahme wäre auch technisch nicht mehr möglich gewesen, etwa wegen der Pyrotechnik. Viele hätten auf die Hexe mit Humor reagiert, "aber die andere Seite sieht das eben nicht so, das verstehe ich", so Pfefferkorn. Gemeinsam mit Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten, dem Land und weiteren Fasnatzünften soll der Fall diese Woche bei einem Runden Tisch aufgearbeitet werden.

(fd/apa)

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