Long-Covid-Hilfe
Für bessere Behandlung
(02.06.2022) Long-Covid soll der Kampf angesagt werden. Ein Online-Leitfaden wird Hausärztinnen und -ärzten ab sofort helfen, den besten Behandlungsweg zu finden. Mit dem Tool könnten die Mediziner während des Gesprächs mit den Betroffenen gemeinsam "die Infos suchen, die man braucht", sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM), bei einem Hintergrundgespräch. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) versicherte, sich verstärkt um Long Covid zu kümmern.
Variantenmanagementplan
Der Thema Long Covid werde in den Variantenmanagementplan und damit in die Herbstplanung einfließen, betonte Rauch. Das Thema beschäftige sein Ressort "selbstverständlich schon länger". Es finde eine laufende Evaluierung statt und im Herbst werde es eine eigene Konferenz ausschließlich zu Long Covid geben. "Die Forschungslage dazu ist ständig im Weiterentwickeln, aber sehr dürftig", sagte der Minister.
Web-Tool
Nun wurde ein Web-Tool entwickelt, das den in Österreich als erste Anlaufstelle für Betroffene definierten Hausärzten unter die Arme greifen soll. Dieses ist auf der Seite der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften frei abrufbar, aber für "professionelle Nutzerinnen und Nutzer gedacht", wie Rabady erläuterte, die selbst an dieser Uni tätig ist.
"S1 Leitlinie"
Die interaktive "S1 Leitlinie" führt von einer Long-Covid-Definition über die unterschiedliche Symptomatik, Behandlungsoptionen, den Punkt Nachsorge und Rehabilitation zu speziellen Long-Covid-Formen wie ME/CFS und Autonome Dysfunktion, wo u.a. chronische Erschöpfung bzw. hoher Puls "schon beim Aufstehen" die Folge sind, erläuterte Rabady. Auch Arbeitsmedizin und -recht sowie Psychosoziale Aspekte werden abgehandelt und ein Downloadbereich angeboten.
Systematische Abklärung
Was im Vordergrund steht, sei die systematische Abklärung von mehrdeutigen Symptomen, betonte Rabady. Müdigkeit könne etwa auch ein Zeichen von Diabetes oder einer Herzkrankheit sein. "Wir wollen eine Überdiagnostik vermeiden, aber auch Unterdiagnostik hintanhalten", sagte die Medizinerin. Patienten sollten nicht unnötig hin und her geschickt werden. Erst wenn weitere Krankheiten ausgeschlossen sind, sollte ein Verdacht auf Long Covid geäußert werden. Anfangen müsse es aber damit, dass sich die Betroffenen ernst- und wahrgenommen fühlen.
Derzeit keine heilende Behandlung
Das Web-Tool deckt vor allem die erste Phase zwölf Wochen nach einer Akutinfektion ab, erläuterte Rabady. Auf APA-Nachfrage zu Long-Covid-Patienten - insbesondere mit ME/CFS -, die über lange Wege bis zu Terminen bei Fachärzten und bis zur Diagnose sowie über fehlende Anlaufstellen klagen, bestätigte sie die Schwierigkeiten und, "dass wir gerne eine Anlaufstelle hätten, die sich da auskennt". Das, was man tun kann, sei "ehrlich begrenzt, wir haben keine heilende Behandlung", sagte Rabady.
(fd/apa)