Löwen-Alarm bei Berlin
Suche nach professionellen Tierspurensucher
(21.07.2023) Die Suche nach einem frei laufenden Raubtier in Berlin und Brandenburg geht weiter! Nach Angaben der Polizei Berlin waren in der Früh gut 100 Einsatzkräfte mit der Suche beschäftigt. In der Nacht gab es demnach keine neuen Hinweise auf den Verbleib des Tieres, bei dem es sich mutmaßlich um eine Löwin handelt. Die Gemeinde Kleinmachnow in Brandenburg bat professionelle Tierspurensucher um Hilfe, die aber noch gefunden werden müssen, so eine Sprecherin.
Hinweise auf Löwengebrüll bestätigten sich nach Angaben der Polizei in der Nacht nicht - der Lärm stellte sich stattdessen als Scherz von Jugendlichen mit einem Lautsprecher raus. "Das hilft weder der Gemeinde noch der Polizei", sagte dazu ein Polizeisprecher. Weiterhin ist unklar, woher das Tier stammt.
Die Suche nach dem Raubtier begann in der Nacht auf Donnerstag. In Kleinmachnow an der Grenze zu Berlin soll das Tier gesichtet und gefilmt worden sein, der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzen das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, das Tier "gesichert" gesehen zu haben. Weitere mögliche Sichtungen gab es am Donnerstagnachmittag und Abend auf Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg.
Offen ist weiter, ob es sich bei dem gesuchten Tier um eine Löwin, eine andere Raubkatze oder überhaupt ein Raubtier handelt. Ein Haar, das vom Gemeindejäger am Donnerstag im RBB-Fernsehen gezeigt wurde, soll im Labor analysiert werden. "Wir wissen noch nicht, was es ist", sagte die Sprecherin der Gemeinde Kleinmachnow dazu. Auch Wildschweine scheuerten sich gerne an Bäumen.
Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert sagte im RBB-Inforadio, dass er auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkenne, die von links nach rechts laufen. "Ich glaube aber natürlich den Zeugen, den Kollegen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier auch real gesehen haben", ergänzte Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.
Beteiligt an der Suche sind seither neben zahlreichen Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger. Im Wald sind Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschildern unterwegs. In der Nacht konzentrierte sich der Einsatz auf Berliner Seite auf einen Bereich im Stadtteil Zehlendorf. Parallel dazu setzte auch die Polizei in Brandenburg in der Nacht ihre Suche fort, die Beamten waren dazu in mehreren Gruppen unterwegs.
Es seien immer wieder Hinweise von Bürgern bei der Polizei und dem zuständigen Ordnungsamt eingegangen, teilte die Polizei mit. Diese würden systematisch geprüft. "Bisher führte keiner der Hinweise zur Feststellung des gesuchten Wildtieres."
Denn konkrete Spuren fehlen bisher: Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben nicht zuletzt deswegen Zweifel, ob es sich wirklich um eine Löwin handelt. "Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt", sagte Gruber am Donnerstagabend in einem RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies "ein starkes Puzzlestück" gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.
"Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren", sagte Wildtierexperte Ehlert im RBB-Inforadio. "Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist." Dennoch könne es sein, dass das Tier in Berlin und Brandenburg rumläuft.
Im Rahmen der Suche wurde nach Polizeiangaben auch ein privater Tierhalter überprüft. Das Tier, das diese Person halte, sei noch da, sagte der Sprecher der Polizeidirektion West, Daniel Keip, Freitag früh. Nähere Angaben etwa dazu, wo das Tier gehalten werde, wollte er nicht machen. Das Landesamt für Umwelt teilte mit, im Tierbestandsverzeichnis seien 23 Löwen aus drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und einer privaten Haltung in Brandenburg erfasst. Der Polizei seien die Kontaktdaten übermittelt worden.
(mt/apa)