Müll ins Meer gekippt?
Kreuzfahrtschiff im Visier
(26.11.2025) Ein dramatisches Video hält seit Tagen die sozialen Medien in Atem: Ein riesiges Kreuzfahrtschiff soll mitten auf offener See tonnenweise Müll ins Meer abladen. Der angebliche Übeltäter trägt den Namen „The Grand Aurelian“ – und Millionen User:innen sind überzeugt, einen echten Umweltskandal zu sehen.
Doch ein genauer Blick zeigt: Das Video ist kein Beweis, sondern ein perfekt inszenierter KI-Fake
Das Schiff gibt es schlicht nicht
Mehrere Recherchen kommen zum gleichen Ergebnis: „The Grand Aurelian“ taucht in keinem Schiffsregister und keiner Kreuzfahrt-Datenbank auf. Weder in internationalen Tracking-Tools noch in offiziellen Listen scheint dieser Name jemals geführt worden zu sein. Ein Luxusliner, der so groß aussieht wie im Video, müsste auf dem Radar erscheinen – tut er aber nicht.
Auch das Video selbst verrät sich mehrfach. Beim Standbild fällt bereits auf: Bauteile des Schiffs verändern sich innerhalb weniger Frames. Ein Beiboot am Bildrand wechselt plötzlich die Farbe. Im Wasser tauchen Bewegungsmuster auf, die so in der Realität nicht vorkommen. Außerdem wirken einzelne Objekte verzerrt oder besitzen Details, die physikalisch nicht möglich sind, solche Fehler entstehen typischerweise, wenn eine KI versucht, realistische Szenen zu erstellen – besonders bei komplexen Motiven wie Wasser oder großen Maschinen
Der Clip nutzt eine Kombination, die im Netz fast immer funktioniert: starke, emotionale Bilder und ein reales Problem. Die Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe ist gut dokumentiert – das macht die Story rund um den angeblichen Müllskandal glaubwürdig. Genau deshalb verbreitete sich der Fake rasant
Wirkliches Problem, falsches Beispiel
Tatsächlich produzieren Kreuzfahrtschiffe enorme Mengen Abfall, Abwasser und Emissionen. Umweltorganisationen warnen regelmäßig vor den Folgen für Meere und Küstenregionen. Doch das virale Video dokumentiert keinen aktuellen Verstoß – es spielt lediglich mit einem bestehenden Problem und dramatisiert es mithilfe künstlicher Intelligenz. „The Grand Aurelian“ ist ein erfundener Name, das Video entstand mit KI und zeigt keinen echten Vorfall. Die Empörung ist verständlich – aber in diesem Fall basiert sie auf einer digitalen Täuschung und nicht auf einem realen Umweltverbrechen.
(fd)