'Männerschnupfen' gibt es nicht
Belegt Studie aus Innsbruck
(02.01.2023) Für manche gilt "Männerschnupfen" als lebensbedrohliche Erkrankung. Aber selbst ohne diese humoristische Zuspitzung glauben viele, dass Männer viel stärker unter Schnupfen leiden als Frauen. Doch Innsbrucker Forscher veröffentlichten im "Journal of Psychosomatic Research" nun eine Studie, wonach "das Konzept des 'Männerschnupfens' verworfen werden sollte". Männer hätten keine schlimmeren Symptome als Frauen, diese würden sich aber schneller erholen.
"Ungeachtet der verbreiteten Anerkennung des 'Männerschnupfens' in der allgemeinen Popkultur sind empirische Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden rar", schreiben die Wissenschafter um David Riedl von der Universitätsklinik für Psychiatrie II und Daniel Dejaco von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck. In ihrer Studie beobachteten die Forscher den Symptomverlauf von 113 Personen mit grippeähnlichen Symptomen innerhalb der ersten acht Tage nach der Infektion. 56 Prozent der Teilnehmer waren weiblich, das Durchschnittsalter der Gruppe lag bei 41 Jahren. Die Symptome wurden dabei sowohl subjektiv (Selbsteinschätzung der Patienten), als auch objektiv (Beurteilung durch einen Arzt) bewertet.
Die Studie ergab "keinen signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschied" zwischen Männern und Frauen bei den objektivierbaren Symptomen zu Beginn der Erkrankung, wie verstopfter bzw. rinnender Nase, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Schlafmangel. Es zeigte sich aber "eine signifikant schnellere Genesung der Frauen" - sowohl bei der vom Arzt bewerteten als auch bei der von den Patienten berichteten Schwere der Symptome.
Als möglichen Grund dafür nennen die Forscher die Wechselwirkung von Sexualhormonen mit dem Immunsystem. So hätten frühere Studien gezeigt, dass Frauen besser Antikörper produzieren können, was die Immunaktivität und somit eine schnellere und effektivere Abwehr von Infektionen erhöhe.
Die Studienautoren verweisen zudem auf den vielfach bestätigten Umstand, dass Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit gründlicher untersucht und behandelt werden als Frauen mit der gleichen Schwere der Symptome. So zeige eine bevölkerungsweite Studie in Dänemark aus dem Jahr 2019, dass fast drei von vier Krankheiten bei Frauen später diagnostiziert werden als bei Männern.
Als mögliche Einschränkung ihrer Studienergebnisse nennen die Wissenschafter eine mögliche geschlechtsspezifische Verzerrung, weil nicht erfasst wurde, ob ein Arzt oder eine Ärztin die Symptome erfasste und dies einen Unterschied in deren Bewertung ausmachen könnte. Jedenfalls würden die Studiendaten "die Hypothese eines 'Männerschnupfens' nicht stützen".
(MK/APA)