Medikamentenengpass
Jeder Sechste direkt betroffen
(09.03.2023) Das ist halt nicht so gut und keiner weiß, wann es Nachschub gibt. Mindestens jede sechste Person in Österreich war bisher direkt vom anhaltenden Lieferengpass bei Medikamenten betroffen. Das zeigt eine Marketagent-Umfrage, die von Ende Jänner bis Anfang Februar durchgeführt wurde. Von der Politik fühle sich die Bevölkerung alleingelassen. 70 Prozent finden nicht, "dass die Verantwortlichen genügend unternehmen, um eine ausreichende Medikamentenversorgung sicherzustellen", berichtet Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl.
17 Prozent der 1.000 befragten Österreicherinnen und Österreicher zwischen 14 und 75 Jahren gaben an, selbst von den Engpässen betroffen zu sein. 14 Prozent kennen zumindest Betroffene im eigenen Haushalt und/oder 13 Prozent jemanden im engeren Umfeld. Für mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) stellt die Knappheit von Antibiotika, Schmerzmittel und Co. eine Bedrohung dar. In der Gruppe der Frauen machen sich sogar vier von zehn sehr oder eher große Sorgen deswegen, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung von Marketagent.
42 Prozent der Betroffenen können als Alternative auf wirkstoffgleiche Medikamente wie Generika zurückgreifen, 30 Prozent weichen auf Arzneimittel mit anderen Wirkstoffen aus. Fast ein Drittel versucht durch das Anlegen eines Vorrats an dringend benötigten Arzneien der Lage Herr zu werden. Jeweils rund jeder Achte versucht ein Aussetzen der Behandlung bzw. den Umstieg auf alternativmedizinische Lösungen.
Rückholung der Arzneimittelproduktion?
Der Vorschlag einer Rückholung der Arzneimittelproduktion nach Europa wird von acht von zehn Befragten unterstützt. Auch die Einrichtung von Krisenvorräten besonders wichtiger Medikamente befürwortet ein Großteil (74 Prozent). Die Einführung der Wirkstoffverschreibung stößt bei fast sechs von zehn Befragten auf Zuspruch. Deutlich weniger positiv stehen die Österreicher einem Anheben der Arzneimittelpreise gegenüber, hier sind nur zehn Prozent sehr und 20 Prozent eher dafür.
55 % unzufrieden
Die durchschnittliche Schulnote, die die Befragten dem heimischen Gesundheitssystem ausstellen, tendiert mit 2,8 stark in Richtung "befriedigend", berichtete Marketagent. Lediglich 45 Prozent der Befragten stellen ein "gutes" oder "sehr gutes" Zeugnis aus. Fast jeder Vierte (23 Prozent) würde sogar nur ein "genügend" oder "nicht genügend" vergeben. Drei Viertel sind der Ansicht, dass hierzulande eine Zwei-Klassen-Medizin herrscht und nur Privatversicherte die beste Behandlung erhalten.
Gesundheitsministerium als Schlusslicht
Das höchste Ansehen im Gesundheitswesen genießen mit 71 Prozent die Apothekerinnen und Apotheker, dicht gefolgt vom Pflegepersonal (69 Prozent) sowie Ärztinnen und Ärzten (66 Prozent). Immerhin noch rund die Hälfte vertraut den Krankenanstalten, lediglich jeder Dritte den Krankenkassen. Die Schlusslichter des Rankings bilden die Pharmaunternehmen mit 19 Prozent und das Gesundheitsministerium mit zwölf Prozent.
(fd/apa)