Nationalrat: Teuerungsgipfel
Was ist dabei rausgekommen?
(05.04.2022) Opposition und Regierung weiter im Klinsch. Essen oder heizen? Viele Pendler können sich den Weg zur Arbeit kaum noch leisten. Und jetzt? Die Teuerung ist am heutigen Dienstag neuerlich im Zentrum einer von der SPÖ verlangten Sondersitzung des Nationalrats gestanden. Statt zu helfen, versinke die türkis-grüne Bundesregierung im "Dämmerschlaf" und zeichne sich durch Tatenlosigkeit aus, attestierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Das wies wiederum Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vehement zurück und führte die auf den Weg gebrachten Entlastungspakete im Ausmaß von vier Mrd. Euro ins Treffen.
Sturm auf Sozial-Märkte
Sie wolle nicht, "dass die Sozialmärkte in Österreich gestürmt werden", so Rendi-Wagner. Das sei derzeit aber der Fall. "Die Menschen leiden unter einer Rekordinflation von knapp sieben Prozent." Und was mache die Regierung, fragte die SPÖ-Chefin: "Sie erhöht die Altbaumieten ab April". Das sei ein "Sündenfall". Schließlich treibe diese starke Mieterhöhung die Inflation noch weiter an, was auch wirtschaftspolitisch ein schwerer Fehler sei.
Energieunternehmen werden immer reicher
Die Energiepreise seien "dramatisch gestiegen". Und die Teuerung bei den Lebensmittelpreisen habe "gerade erst begonnen". Für viele sei das "existenzbedrohend", argumentierte die SPÖ-Chefin. Zudem gehe die Problematik "tief in die arbeitende Mittelschicht" hinein, so Rendi-Wagner: "Menschen können sich trotz Arbeit nichts mehr leisten bzw. nichts mehr aufbauen. Diese Menschen haben keine Wahl, die können es sich nicht aussuchen, ob sie das Geld für Heizen und Lebensmittel ausgeben möchten." Auf der anderen Seite befänden sich Energieunternehmen in einer "Gewinn-Preisspirale". Mineralölkonzerne würden hohe Gewinne machen. Und auch der Finanzminister verdiene gut mit Mehrwertsteuereinnahmen auf Strom und Gas.
Steuern senken!
Rendi-Wagner fordert daher unter anderem eine Lohnsteuersenkung, eine Inflationsanpassung der Pensionen, Steuersenkungen auf Sprit, Gas und Strom und die Rücknahme der Richtwertmietenerhöhung. Das Arbeitslosengeld solle auf 70 Prozent des Letzteinkommens erhöht werden. Zusätzlich sollen die "Übergewinne" der Energiekonzern abgeschöpft werden.
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Vizekanzler Werner Kogler und Bk Karl Nehammer sind mit Maßnahmen zufrieden
Nehammer konterte und verwies auf die bereits gesetzten Entlastungen, darunter auch die ökosoziale Steuerreform. Diese bringe Entlastungen im Wert von 18 Mrd. Euro. Es sei zwar das "Vorrecht" der Opposition zu kritisieren, so Nehammer: "Sie darf aber nicht negieren, was passiert." Mit dem ersten und zweiten Teuerungspaket habe man jene Menschen entlastet, die besonders betroffen sind. Zudem verwies der Kanzler auf das Aussetzen der Ökostrompauschale, mit dem alle Haushalte entlastet würden.
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FPÖ-Chef Herbert Kickl fordert Entlastungen für Niedrigverdiener
Man habe nicht nur jene mit wenig Einkommen mit bis zu 800 Euro im Jahr entlastet, sondern entlaste auch jene, die für Erwirtschaftung der Transferleistungen sorgen, so Nehammer: "Das ist wichtig und richtig, denn es sind diejenige, die für unseren Wohlstand sorgen." Die SPÖ-Vorschläge hingegen würden von Wirtschaftsforschern kritisch gesehen. Den von Rendi-Wagner angegriffenen Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), weil dieser zuletzt für Zurückhaltung bei den Lohnverhandlungen plädiert hatte, verteidigte Nehammer: Brunner habe nur eingemahnt, "maßvoll mit dem Thema Löhne umzugehen", um so einer Lohn-Preis-Spirale vorzubeugen. "Mann muss kreative Lösungen finden, um Menschen entlasten kann", so Nehammer.
(fd/apa)