Nawalny ins Spital verlegt
Zustand "zufriedenstellend"
(19.04.2021) Der in einem Straflager erkrankte russische Kremlgegner Alexej Nawalny ist in ein Krankenhaus für Gefangene verlegt worden. Das teilte die Gefängnisbehörde am Montag mit. Der Gesundheitszustand des Oppositionellen wurde demnach als "zufriedenstellend" bezeichnet. Nawalny ist bereits seit mehr als zweieinhalb Wochen im Hungerstreik, um so einen Arztbesuch durchzusetzen. Sein Team warnte vor einem drohenden Herzstillstand.
Nawalny sei in die Einrichtung auf dem Gelände eines anderen Straflagers gekommen, teilte die Gefängnisbehörde weiter mit. Er werde täglich von einem Arzt untersucht. Nach Angaben seiner Anhänger ist Nawalnys Zustand dagegen kritisch. Sie fürchten um das Leben des Oppositionellen. Sein Team warnte eindringlich wegen kritischer Kaliumwerte im Blut vor dramatischen Folgen. Der Oppositionspolitiker klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.
Den Behörden zufolge wird der 44-Jährige jeden Tag von einem Allgemeinmediziner untersucht. "Mit Zustimmung des Patienten wurde ihm eine Vitamintherapie verschrieben", heißt es in der Mitteilung. Das Krankenhaus in der Region Wladimir östlich von Moskau sei auf "die laufende Beobachtung" solcher Patienten spezialisiert.
Nawalnys persönliche Ärztin Anastassija Wassiljewa widersprach im Kurznachrichtendienst Twitter den Behörden. Er sei nicht in ein Krankenhaus gebracht worden, sondern in ein anderes Straflager, in dem auch an Tuberkulose erkrankte Häftlinge behandelt werden könnten. "Dies ist überhaupt kein Krankenhaus, in dem sie eine Behandlung für seine Probleme diagnostizieren können", schrieb sie. Sie forderte am Montag erneut, dass sie Nawalny im Straflager untersuchen dürfe.
Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, machte die russischen Behörden für Nawalnys Gesundheitslage verantwortlich. Die Situation sei sehr besorgniserregend. Russland müsse für eine Behandlung sorgen, forderte Borrell vor einer Videokonferenz der 27 EU-Außenminister.
(APA/AK)