Öffi-Umstieg fällt uns schwer
Lieber 5 Tage Stau als U-Bahn?
(30.01.2020) Steigst auch du noch stur ins Auto, obwohl quasi vor deiner Haustür die Öffis vorbeifahren? Der aktuelle Stau-Index zeigt, dass vielen Autofahrern der Öffi-Umstieg offenbar sehr schwer fällt. So ist der Durchschnitts-Autofahrer in Wien, der täglich zu den Stoßzeiten unterwegs ist, im Vorjahr fast fünf Tage im Stau gestanden. Und das trotz der 365-Euro-Jahreskarte der Wiener Linien. Die Regierung wird also für ihre geplante 1-2-3-Karte nicht nur die Öffi-Anbieter überzeugen müssen. Auch die Autofahrer müssen zum Umsteigen animiert werden.
Und das ist gar nicht einfach, denn wir Österreicher hängen emotional stark an unserem Auto, sagt Verkehrspsychologe Gregor Bartl:
"Das Auto bietet mir ein Zuhause, ich habe all meine Sachen drin und ich kann selbst entscheiden, wie warm oder kalt ich es haben möchte. Ich kann damit Sachen transportieren, es bringt mich direkt von A nach B und ich bin nicht so nah an fremden Menschen dran. Es gibt also tatsächlich viele Emotionen, die da mitspielen."
Vor allem ältere Menschen, die schon lange mit dem Auto fahren, tun sich oft schwer, so Bartl:
"Man hat sich das Auto selbst gekauft, man achtet darauf, man ist da in seiner eigenen kleinen Welt unterwegs. Diese Menschen davon zu überzeugen, sich mit anderen zusammenzudrängen, das ist nicht einfach. Die Millennials sind das vom Weg in die Schule oder auf die Uni gewohnt, sie kennen die Vorteile der Öffis."
Viele eingefleischte PKW-Lenker schimpfen auch auf die Öffis, obwohl sie seit Jahren oder auch Jahrzehnten gar nicht mehr damit gefahren sind. Einfach mal ausprobieren, sagt Bartl:
"Viele können sich erst dann überwinden, wenn sie quasi dazu gezwungen werden. Ich arbeite oft mit Menschen, die ihren Führerschein verloren haben. Die berichten mir dann, dass sie positiv überrascht sind, wie einfach, schnell und bequem man mit den Öffis herumkommt."
(mc)