Prozess: Mann vor U3 gestoßen
Täter eingewiesen
(02.09.2019) Aufsehenerregender Prozess in Wien! Weil er einen Mann vor eine U-Bahn geschubst hat, ist heute ein 20-Jähriger vor Gericht gestanden. Der junge Mann leidet an Schizophrenie – deshalb ist er nicht zurechnungsfähig. Er wird daher in eine Anstalt für abnorme Rechtsverbrecher eingewiesen. Das Urteil ist rechtskräftig. Sein Opfer wurde schwer verletzt – ihm musste ein Teil des Fußes abgenommen werden.
Der tragische Vorfall hat sich ja bereits im Mai in der Wiener U3-Station Westbahnhof ereignet. Der 20-Jährige, der 2015 als Asylwerber mit seiner Familie aus dem Irak gekommen war, ist auf dem Weg ins Fitnesscenter gewesen. In der U-Bahn ist er auf das spätere Opfer getroffen. Der 35-Jährige hat Sonnenbrillen und Kopfhörer getragen, was offenbar einen heftigen psychotischen Schub bei dem Iraker ausgelöst hat. Er hat geglaubt, der 35-Jährige würde ihn verfolgen: "Er hat immer mit der Nase aufgezogen. Ich habe geglaubt, er will mir signalisieren, dass er weiß, dass ich zuhause geweint habe", schildert der 20-Jährige.
Er sagt, dass erste Krankheitssymptome elf Monate vor der Tat aufgetreten waren. Verfolgungsideen haben sich in weiterer Folge auf Hunde und Menschen mit Kopfhörern und Sonnenbrillen konzentriert. Letzteren schrieb er zu, dass sie es hören könnten, wenn er zuhause weine, und ihn daher verspotten würden. Er hat sich deshalb zwar in Behandlung befunden und ist auch zweimal im November 2018 eingewiesen worden, ist aber entwichen - einmal sogar mit seinen Eltern.
"Ich habe Angst gehabt, ich wollte das nicht machen. Ich habe mir gedacht, entweder er hört auf, oder ich stoße ihn vor die U-Bahn. Ich habe nicht gewusst, dass die U-Bahn kommt, ich habe einfach geschubst.", sagt der Betroffene. Auf einem Video aus der Überwachungskamera ist allerdings zu sehen, dass der 20-Jährige eine ganze Weile hinter dem Opfer gestanden ist und ihn erst unmittelbar vor der herannahenden U-Bahn auf den Gleiskörper gestoßen hat.
"Das ist sehr schlecht, wenn man sowas macht. Ich konnte mich nicht kontrollieren, das war nicht ich", sagte der 20-Jährige. Als er flüchten wollte, hat ihn noch eine Frau aufgehalten: "'Lass mich', habe ich gesagt." Dass er sie auch mit dem Umbringen bedroht hat und sie ihn erst deshalb ziehen ließ, daran hat sich der Betroffene nicht erinnert.
Der U-Bahnfahrer hat zwar sehr schnell eine Notbremsung eingeleitet, der 35-Jährige wurde aber schwerst verletzt. Sein rechter Fuß musste amputiert werden, dazu kamen multiple Knochenbrüche. Der 35-Jährige akzeptiert die Entschuldigung des Betroffenen und ließ sich von ihm unter Tränen umarmen.
(APA/Red)