Schulstart im Luftschutzbunker

Essen und Wasser gelagert

(31.08.2022) Fünf Meter unter der Erde bereitet Schulleiter Mykhaylo Aliochin den Unterrichtsraum vor - am Donnerstag beginnt in der Ukraine das neue Schuljahr. Früher diente der fensterlose Kellerraum als Umkleide in der Privatschule in Kiew, seit dem Krieg wurde er als Bunker genutzt. Und der Schulleiter fürchtet, dass nun auch die Kinder viel Zeit in dem Schutzraum verbringen werden müssen.

Im Klassenzimmer im Obergeschoss liegen immer noch die Schulsachen so herum, wie sie Schüler nach Unterrichtsende am 23. Februar zurückgelassen hatten. Einen Tag später marschierte Russland im Nachbarland ein und die Schulglocken in der Ukraine verstummten. Unterricht gab es seither nur noch online.

Nach den Ferien soll nun wieder Leben in die Schulen in der Ukraine einkehren. An der Kiewer Privatschule, deren Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden soll, bereiten sich die Lehrer auf zwei Szenarien vor: den "oberirdischen" und den "unterirdischen" Unterricht. "Sobald eine Sirene losgeht, werden unsere Teams die Kinder sofort in den Keller bringen, egal womit sie gerade beschäftigt waren", sagt Aliochin. "Im Bunker werden sie dann ihre Arbeit fortsetzen."

Die Front verläuft weit entfernt von der Hauptstadt. Dennoch gibt es in Kiew immer noch fast täglich Luftalarm. Egal ob am 1. September die Sirenen heulen - das Fest zum Schulanfang soll auf jeden Fall im Schutzraum stattfinden. "Wir wollen den Kindern zeigen, dass dies ein sicherer Ort ist, an dem sie in diesem Jahr sicherlich viel Zeit verbringen werden", erklärt der 26 Jahre alte Schulleiter.

Im Schulbunker lagern Lebensmittel und Wasser für 48 Stunden. Auch medizinisches Personal und Psychologen stehen bereit. "Ich hätte mir das nie vorstellen können, aber hier sind wir nun - in dieser neuen Realität", sagt Aliochin. Er hofft, dass von den vor dem Krieg 460 Kindern zwischen sechs und 16 Jahren zumindest ein Drittel wieder in die Schule zurückkehrt.

2021 gab es in der Ukraine 4,2 Millionen Schulkinder. Seit dem russischen Überfall verließen nach Informationen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF mehr als zwei Millionen Kinder das Land. Weitere drei Millionen leben als Vertriebene in der Ukraine - also nicht mehr in der Nähe ihrer Schule.

Gut die Hälfte der 23.000 vom ukrainischen Bildungsministerium untersuchten Schulen verfügen über die nötigen Schutzräume. Nur dort beginnt am Donnerstag das Schuljahr wieder vor Ort. Die übrigen Schulen unterrichten weiter online -genauso wie jene in Frontnähe.

Polina freut sich sehr darauf, endlich wieder im Klassenzimmer lernen zu können. "In der Schule bin ich sicherer, denn wir werden organisiert in den Bunker gebracht. Die 16-Jährige sitzt an einem der letzten Ferientage mit ihren Freunden in Kiew in einem Café. "Wir wollen einfach nur unser Leben in vollen Zügen genießen, nach zwei Jahren Corona und sechs Monaten Krieg", sagt sie. "Wir haben keine Angst, wir haben schon genug durchgemacht. Unsere Generation hat sich entschieden, im Hier und Jetzt zu leben."

Manchen Vätern und Müttern hingegen fällt es schwer, ihre Kinder mitten im Krieg wieder zur Schule zu schicken. "Natürlich haben wir Eltern alle Angst", sagt Julia Schatrawenko-Sokolowytsch aus Kiew. Trotzdem will sie ihre Tochter am Donnerstag wieder in die Schule gehen lassen, die Mutter will der Siebenjährigen nicht die Klassengemeinschaft vorenthalten. Und auch ihr selbst werde der Schulstart guttun, glaubt Schatrawenko-Sokolowytsch: "Die Tatsache, dass wir zu einem mehr oder weniger normalen Leben zurückkehren, gibt mir Hoffnung."

(APA/CD)

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