Schweden: Warum so wenig Fälle?
Neuinfektionen sinken
(22.09.2020) Was macht Schweden anders und warum gibt es dort keine zweite Corona-Welle? Während bei uns die Corona-Fälle wieder explodieren, ist Schweden derzeit laut EU-Statistik das einzige Land der Union, in dem seit Sommerbeginn die Zahl der wöchentlichen Corona-Neuinfektionen pro Kopf kontinuierlich rückläufig ist. Dieses Phänomen können sich nicht einmal Experten genau erklären. Es ist aber eine Bestätigung der auf Langfristigkeit angelegten nationalen Covid-Strategie.
Schlechte Zahlen zu Beginn
Schauen wir ein paar Monate zurück, ist Schweden in keinem guten Licht gestanden: Mitte Juni war Schweden mit 67,4 wöchentlichen Covid-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner noch Spitzenreiter in der EU. Zum Vergleich: Österreich hatte damals 2,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Jetzt ist alles anders: Immer mehr Länder verhängen eine Reisewarnung über Österreich, zuletzt haben ja die Niederlande Wien und Innsbruck auf die rote Liste gesetzt.
Andere Strategie und kein Lockdown
Schweden ist gleich zu Beginn der Pandemie einen anderen Weg gegangen: Im Vergleich zu vielen europäischen Ländern hat Schweden auf einen Lockdown verzichtet und weitgehend auf gesetzlich oder per Verordnung verankerte Vorschriften und Verbote gesetzt. Ausnahme waren Gastronomie, Altersheime und die Anzahl von Personen bei Versammlungen. Da hat es verbindliche Regeln gegeben. Im Unterschied zu jedem anderen Land hat Schweden zur Gänze darauf verzichtet, den Mund-Nasen-Schutz in der Allgemeinheit auch nur zu empfehlen. Der Hintergedanke: Kann die Maske wirklich die Verbreitung eines Virus verhindern?
Kritik von überall
Auch wenn Schweden für dieses Modell zuerst viel Kritik geerntet hat, fühlt sich Chefepidemiologe Tegnell aufgrund der seit Juni anhaltenden Entwicklung in Schweden bestätigt. In einem Interview mit dem Sender France 24 sagt er: "Am Ende wird man sehen, wie viel Unterschied es gemacht haben wird, eine nachhaltige Strategie gewählt zu haben, anstatt einer, wo man immer und immer wieder zusperrt, aufmacht und wieder zusperrt. Er rechnet nicht mit einer „zweiten Welle“ in Schweden, sondern mit lokalen Ausbrüchen, die aber easy bewältigt werden könnten.
Bevölkerung hat sich an Empfehlungen gehalten
Die Prognosen der schwedischen Wirtschaft sind besser als die der meisten anderen EU-Mitglieder. Ein Grund für die gute Bewältigung der Krise ist auch das Mithelfen der Bevölkerung. Laut einer Studie haben rund 90 Prozent der Schweden an die empfohlenen Verhaltensregeln gehalten.
(mt)