Schwere Kämpfe in Gaza

Hamas Stützpunkt eingenommen

(09.11.2023) Israelische Bodentruppen haben nach Darstellung der Armee nach heftigen Kämpfen im nördlichen Gazastreifen einen Stützpunkt der islamistischen Hamas eingenommen. Dieser liege im Flüchtlingsviertel Jabalia, teilte das Militär am Donnerstag mit. An dem zehn Stunden langen Kampf seien neben Hamas auch der Islamische Jihad als weitere militante Palästinenser-Organisation beteiligt gewesen, hieß es.

Viele Ortschaften im Norden des Gazastreifens sind in dem Krieg, der vor mehr als einem Monat begonnen hatte, weitgehend zerstört worden. Von der Hamas veröffentlichte Videos zeigen Kämpfe zwischen den Ruinen. Immer wieder sind darin Hamas-Kämpfer zu sehen, die Panzerabwehrraketen auf israelische Panzer abfeuern. Die israelischen Truppen hätten in Jabalia "Terroristen getötet, viele Waffen sichergestellt, Tunnelschächte aufgedeckt", hieß es in der israelischen Mitteilung. Einer der Tunnelschächte sei demnach neben einem Kindergarten gelegen und führe zu einem weitverzweigten unterirdischen Tunnelsystem. In dem Stützpunkt sei auch "wichtiges operatives Material gefunden worden, in dem es um die Einsatzpläne des Feindes" gehe.

Israel geht davon aus, dass sich die militärische und politische Führung der Hamas in dem unterirdischen Tunnelsystem im Gazastreifen versteckt hält. Auch zumindest ein Teil der 239 Geiseln, die Hamas und andere bei dem Massaker in Israel verschleppt hatten, wird dort vermutet. Vor gut einer Woche hatte ein israelischer Luftangriff auf ein Gebäude in Jabalia schwere Folgen. Nach dem Angriff war ein Krater der Zerstörung in dem Flüchtlingsviertel zu sehen, von palästinensischer Seite war die Rede von Dutzenden Toten. Die Armee teilte mit, es seien in Jabalia ein Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober sowie 50 weitere Terroristen getötet worden. Nach UNO-Angaben ist Jabalia das größte Flüchtlingsviertel im Gazastreifen.

Auch in Gaza-Stadt lieferten sich am Donnerstag israelische Soldaten und Hamas-Kämpfer wieder heftige Gefechte. Rund um die eingekesselte Stadt im Norden des Gazastreifens seien israelische Panzer in Stellung, berichteten Einwohner. Die israelischen Truppen rückten immer näher an zwei Krankenhäuser heran, in denen Tausende Palästinenser Schutz suchten. Das israelische Militär teilte mit, seine Truppen seien ins Zentrum von Gaza-Stadt vorgedrungen, der wichtigsten Bastion der radikal-islamischen Hamas und der größten Stadt in dem Palästinenser-Gebiet. Die Hamas erklärte, ihre Kämpfer hätten den israelischen Truppen schwere Verluste zugefügt. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.

+++Triggerwarnung+++ Krieg, Häuserkampf, Waffengewalt+++

Das einzige Krankenhaus für Schwangere und Geburtshilfe im Norden des Gazastreifens hat nach Angaben des UNO-Nothilfebüros OCHA vor einer unmittelbar bevorstehenden Schließung gewarnt. Das Al-Awda-Krankenhaus in Gaza-Stadt könne seine Dienste ohne die Lieferung von Treibstoff für die Generatoren nicht aufrechterhalten, berichtete OCHA am Donnerstag in Genf. Das Al-Quds-Krankenhaus in Gaza-Stadt habe aus gleichem Grund bereits am Mittwoch wichtige Dienste eingestellt. Nach Angaben von OCHA halten sich im nördlichen Teil des Gazastreifens noch Hunderttausende Menschen auf. Sie kämpften jeden Tag, um ausreichend Essen und Trinkwasser zu besorgen.

Die Zahl der Vertriebenen im Gazastreifen bringt das UNO-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) an seine Grenzen. In seinen Gebäuden haben insgesamt 725.000 Menschen Zuflucht gesucht, davon 557.000 im Süden des Gebietes, so das OCHA. Im Süden müssten sich durchschnittlich 160 Menschen eine Toilette teilen. Zudem gebe es nur eine Duschanlage für 700 Menschen. Es seien Tausende Fälle von Atemwegserkrankungen, Durchfall und Windpocken gemeldet worden. Im Norden hielten sich noch 160.000 Menschen in UNRWA-Gebäuden auf. Die Vereinten Nationen könnten sie aber nicht versorgen und wüssten wenig über die Zustände, unter denen sie dort leben.

(fd/apa)

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