Stelle für Gewaltbetroffene
hoher Bedarf
(05.09.2025) Die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene (UGB) gibt es nun seit Jahresbeginn an der MedUni Wien am Standort Zimmermannplatz 1. Der Bedarf ist hoch. Bereits in den ersten acht Monaten sind in 293 Fällen klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt worden. Dabei wurden Verletzungen "gerichtsfest" dokumentiert, Spuren gesichert und Opfern Beratung angeboten. Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner von der SPÖ gibt bei einer Pressekonferenz am Freitag an "Die Zahlen unterstreichen die Wichtigkeit der Stelle".
Die Leiterin der Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene Katharina Stolz fasst zusammen: "Insgesamt gab es schon 400 "fallbezogene Befassungen." Davon seien rund 84 Prozent der Betroffenen weiblich. 24 Prozent der Fälle betrafen sexualisierte Gewalt, in acht Prozent der Fälle bestand der Verdacht auf K. O.-Tropfen. Der restliche und größte Teil habe aus häusliche Gewalt bzw. Gewalt im sozialen Nahraum bestanden.
Gewalt an Minderjährigen
Gewalt wird in jeder Altersgruppe ausgeübt. Die Betroffenen seien zwischen einem Jahr und 92 Jahre alt gewesen. Bei 17 Prozent der Fälle waren die Opfer minderjährig, davon waren 69 Prozent weiblich. Sieben Betroffene haben mehrmals und wegen unterschiedlicher Vorfälle die Untersuchungsstelle aufgesucht. Ein Drittel kommen von sich aus in die Untersuchungsstelle. Ein weiteres Drittel werden von medizinischem Personal weitervermittelt. Auch über Ermittlungsbehörden und Opferschutzeinrichtungen sind sie zur Stelle gekommen.
51 Prozent der Fälle seien in der Untersuchungsstelle selbst durchgeführt worden. 49 Prozent haben in Krankenanstalten stattgefunden. Bei etwa der Hälfte handle es sich um leichte Verletzungen, die nicht in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Besonders hier bestehe vermehrt die Gefahr, dass Spuren von Gewalt nicht so gut dokumentiert werden. Somit könne sie oft nicht vor Gericht standhalten. Eine Anzeige folgte bei 53 Prozent der Fälle. Stolz betonte, dass den Betroffenen dank der UGB viel Bedenkzeit eingeräumt werde. Die Beweismittel würden für mindestens zehn Jahre aufbewahrt werden.
Ausbau von Gewaltschutzambulanzen
Oft werden Täter nicht bestraft, da es an der "unsachgemäßen Beweissicherungen scheitern" würde, betonte die Frauenministerin. Genau deshalb sind Einrichtungen wie die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene so wichtig. Die erste Bilanz des Zentrums für Gerichtsmedizin zeige das schon nach wenigen Monaten", erklärte Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ). Die Bestandssicherung stehe trotz des Spardrucks außer Diskussion, betonten die Ressortchefinnen sowie ihre Parteikolleginnen, Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann und Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig. Im Gespräch sei auch eine Gewaltschutzambulanz in Innsbruck. Derzeit gibt es nämlich nur in Graz und Wien eine solche Anlaufstelle. Außerdem stehe in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich eine Ausweitung des Gewaltschutznetzes im Raum.
Neuer Nationaler Aktionsplan
Der neue Nationale Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen (NAP) wurde wie folgt angesprochen: Ergebnisse würden bis Jahresende vorgelegt werden. Auch die elektronische Überwachung von "Gefährdern" würde in diesem Rahmen geprüft, etwa mit GPS-Armbändern für Täter und Opfer, um die Effektivität von Betretungs- und Annäherungsverboten zu verbessern, berichtete die Justizministerin.
(apa,ls)