Trans-Menschen in der Ukraine
Müssen sie kämpfen?
(24.03.2022) Männer zwischen 18 und 60 Jahren gelten als wehrfähig und müssen daher in der Ukraine bleiben. Für sie ist eine Flucht nicht erlaubt. Doch was passiert mit Trans-Personen?
Auch wenn LGBTQ-Aktivisten in der Ukraine in den vergangenen Jahren einige Fortschritte gemacht haben, gibt es nach wie vor viele Hürden für Trans-Menschen, die jetzt noch spürbarer werden. Bis 2017 haben Personen, die ihr Geschlecht juristisch anerkennen wollten, einen Monat in der Psychiatrie verbringen müssen. Hinzu sind verpflichtende geschlechtsangleichende Operationen und Zwangssterilisationen gekommen. Obwohl diese Regelungen nicht mehr gelten, wird Trans-Menschen das Leben nach wie vor schwer gemacht. Noch immer wird ein psychologisches Gutachten benötigt und den Medizinern fehlt es an der Sensibilität, mit solchen Fällen umzugehen.
Die Journalistin Julia Monro beschreibt die aussichtslose Lage einer Trans-Person. Laut ihren Aussagen handelt es sich dabei um eine Frau, die „weder von Staat noch Gesellschaft als Frau anerkannt ist, und die jetzt gezwungen wird, für selbiges Land ihr Leben zu riskieren.“ Somit gilt die Frau offiziell als wehrfähiger Mann und darf nicht flüchten. Eine Flucht aus der Ukraine ist für Menschen mit transidentem Hintergrund ohnehin fast unmöglich. Die Grenzpolizei schaut sich die Pässe der flüchtenden Personen an. Wenn in den Papieren ein anderer Name und insbesondere ein anderer Geschlechtseintrag steht, dürfen die Menschen die Checkpoints nicht passieren. Igor Medvi ist Koordinator einer ukrainischen NGO, die sich für queere Personen einsetzt. Laut ihm sei die Diskriminierung an der Grenze ein „weiteres Beispiel für legale Transphobie“. Auch der bekannten ukrainischen und transidenten Sängerin Zi Faámelu wird eine Ausreise verboten – weil sie in ihrem Pass offiziell noch immer als Mann gilt.
Die Panik davor, ins Militär einberufen zu werden, ist aber nicht das einzige, wovor sich Trans-Personen fürchten. Während eines Krieges steigt die allgemeine Gewalt und Aggression im Land, was vor allem für verletzliche Gruppen, wie etwa die LGBTQ-Gemeinschaft, besonders gefährlich ist. Geschlechtsbasierte und sexualisierte Gewalt gegenüber diesen Menschen ist die Folge. In der Ukraine gibt es zwar Unterkünfte für geflüchtete queere Männer und Trans-Frauen, diese werden aus Sicherheitsgründen jedoch so geheim gehalten, dass viele Betroffene nicht einmal wissen, dass es diese Orte gibt. Außerdem fehlt es dort an allem, seien es finanzielle Mittel, Hormone oder Hygieneartikel.
(CP)